EMA NIKOLOVSKA & WOLFRAM RIEGER
SCHUBERT WEEK
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- 00:11:15 Introductory Talk with Kunal Lahiry and Lars Conrad (in German and English)
- 00:28:01 Recital with Ema Nikolovska and Wolfram Rieger
- 01:54:40 Q&A with Ema Nikolovska, Wolfram Rieger, and Thomas Hampson (in German and English)
THE SONGS: INTERACTIVE CONTENT
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Franz Schubert
Lied aus der Ferne
Lied aus der Ferne
Wenn, in des Abends letztem Scheine,
Dir eine lächelnde Gestalt,
Am Rasensitz im Eichenhaine,
Mit Wink und Gruß vorüber wallt,
Das ist des Freundes treuer Geist,
Der Freud’ und Frieden dir verheißt.
Fühlst du, beim seligen Verlieren
In des Vergangnen Zauberland,
Ein lindes, geistiges Berühren,
Wie Zephyrs Kuss an Lipp’ und Hand,
Und wankt der Kerze flatternd Licht:
Das ist mein Geist, o zweifle nicht!
Hörst du, beim Silberglanz der Sterne,
Leis’ im verschwiegnen Kämmerlein,
Gleich Aeolsharfen aus der Ferne,
Das Bundeswort: Auf ewig dein!
Dann schlummre sanft; es ist mein Geist,
Der Freud’ und Frieden dir verheißt.
Song from Afar
When in the dying light of evening,
As you sit on the sward in the oak grove,
A smiling figure passes you,
Waving a greeting,
That is the faithful spirit of your friend,
Promising you joy and peace.
If, lost in blissful contemplation
Of the magic realm of the past,
You feel a gentle, unearthly touch
And if the wavering candlelight flickers:
That is my spirit, do not doubt it!
If, by the silver light of the stars,
In your secret chamber
The words of our bond: forever yours!
Then sleep sweetly; it is my spirit
That promises you joy and peace.
Translation © Richard Wigmore
Erntelied
Erntelied
Sicheln schallen,
Ähren fallen
Unter Sichelschall;
Auf den Mädchenhüten
Zittern blaue Blüten,
Freud’ ist überall.
Sicheln klingen,
Mädchen singen
Unter Sichelklang,
Bis, vom Mond beschimmert,
Rings die Stoppel flimmert,
Tönt der Erntesang.
Alles springet,
Alles singet,
Was nur lallen kann.
Bei dem Erntemahle
Isst aus einer Schale
Knecht und Bauersmann.
Jeder scherzet,
Jeder herzet
Dann sein Liebelein.
Nach geleerten Kannen,
Gehen sie von dannen,
Singen und juchhein!
Harvest Song
Sickles echo,
Ears of corn fall
To the sound of the sickles.
On the girls’ bonnets
Blue flowers quiver;
Joy is everywhere.
Sickles resound,
Girls sing
To the sound of the sickles;
Until, bathed in moonlight,
The stubble shimmers all around,
And the harvest song rings out.
All leap about,
All who can utter a sound
Sing out.
At the harvest feast
The farmer and his laborer
Eat from the same bowl.
Then every man teases
And hugs
His sweetheart.
When the tankards are empty
They go off,
Singing and shouting with joy.
Translation © Richard Wigmore
Der Sänger am Felsen
Der Sänger am Felsen
Die entschwundnen schönen Tage
Und des Frühlings schnelle Flucht,
Hier auf den verwelkten Fluren,
Wo mein Geist umsonst die Spuren
Süß gewohnter Freuden sucht.
Klage, meine Flöte, klage!
Einsam rufest du dem Tage,
Der dem Schmerz zu spät erwacht.
Einsam schallen meine Lieder;
Nur das Echo hallt sie wieder
Durch die Schatten stiller Nacht.
The Singer on the Rock
The beautiful, vanished days,
And the swift flight of spring
Here on the faded meadows,
Where in vain my spirit seeks the traces
Of sweet, familiar pleasures.
Mourn, my flute, mourn!
All alone you cry out to the day
Which too late awakes to pain.
My lonely songs ring out;
Only the echo carries them back
Through the shades of the silent night.
Translation © Richard Wigmore
An den Mond
An den Mond
Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer
Durch dieses Buchengrün,
Wo Phantasien und Traumgestalten
Immer vor mir vorüberfliehn.
Enthülle dich, dass ich die Stätte finde,
Wo oft mein Mädchen saß,
Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,
Der goldnen Stadt vergaß.
Enthülle dich, dass ich des Strauchs mich freue,
Der Kühlung ihr gerauscht,
Und einen Kranz auf jeden Anger streue,
Wo sie den Bach belauscht.
Dann, lieber Mond, dann nimm den Schleier wieder,
Und traur um deinen Freund,
Und weine durch den Wolkenflor hernieder,
Wie dein Verlassner weint!
To the Moon
Beloved moon, shed your silver radiance
Through these green beeches,
Where fancies and dreamlike images
Forever flit before me.
Unveil yourself, that I may find the spot
Where my beloved sat, where often,
In the swaying branches of the beech and lime,
She forgot the gilded town.
Unveil yourself, that I may delight in the whispering
Bushes that cooled her,
And lay a wreath on that meadow
Where she listened to the brook.
Then, beloved moon, take your veil once more,
And mourn for your friend.
Weep down through the hazy clouds,
As the one you have forsaken weeps.
Translation © Richard Wigmore
Abends unter der Linde
Abends unter der Linde
Woher, o namenloses Sehnen,
Das den beklemmten Busen presst?
Woher, ihr bittersüßen Tränen,
Die ihr das Auge dämmernd nässt?
O Abendrot, o Mondenblitz,
Flimmt blasser um den Lindensitz.
Es säuselt in dem Laub der Linde;
Es flüstert im Akazienstrauch.
Mir schmeichelt süß, mir schmeichelt linde
Des grauen Abends lauer Hauch.
Es spricht um mich, wie Geistergruß;
Es weht mich an, wie Engelkuss.
Evening Beneath the Linden Tree
Whence this nameless longing
That oppresses my troubled heart?
Whence these bittersweet tears
That veil my eyes in moisture?
O evening glow, O glittering moon,
Cast a paler light beneath the linden tree.
The wind rustles in the linden leaves;
It whispers in the acacia bush.
It sweetly and gently flatters me,
The grey evening’s warm breeze.
It speaks around me like a spirit-greeting;
It drifts over me like an angel kiss.
Translation © Richard Wigmore
Die Sommernacht
Die Sommernacht
Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn:
So umschatten mich Gedanken an das Grab
Meiner Geliebten, und ich seh’ im Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüte nicht her.
Ich genoss einst, o ihr Toten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du, o schöne Natur!
The Summer Night
When the moon’s soft light
Shines into the woods,
And the scent of the lime tree
Is wafted in the cool breezes:
Growing dusky in the woods; and the blossom’s
Fragrance does not reach me.
Spirits of the dead, with you I once enjoyed it!
How the fragrance and the cool breezes caressed us!
Beautiful nature,
How you were transfigured in the moonlight!
Translation © Richard Wigmore
Erinnerung
Erinnerung
Kein Rosenschimmer leuchtet dem Tag zur Ruh!
Der Abendnebel schwillt am Gestad empor,
Wo durch verdorrte Felsengräser
Sterbender Lüfte Gesäusel wandelt.
Nicht schwermutsvoller tönte des Herbstes Weh’n
Durch’s tote Gras am sinkenden Rasenmal,
Wo meines Jugendlieblings Asche
Unter den trauernden Weiden schlummert.
Ihm Tränen opfern werd’ ich beim Blätterfall,
Ihm, wenn das Mailaub wieder den Hain umrauscht,
Bis mir, vom schönern Stern, die Erde
Freundlich im Reigen der Welten schimmert.
Remembrance
No rosy shimmer lights the day to rest!
The evening mist rises on the shore,
Where, through dried-up grasses on the cliff,
Dying breezes whisper.
The breath of autumn was not more melancholy than
This, quivering through the dead grass on the sinking
Sward, a memorial of where the ashes of my youthful
Lover slumber beneath weeping willows.
I shall sacrifice tears to him when leaves fall
And when May’s leaves again rustle in the grove,
Until, from a fairer star, the sweet earth
Shines upon me in the dance of the spheres.
Translation © Richard Wigmore
Klage
Klage
Dein Silber schien
Durch Eichengrün,
Das Kühlung gab,
Auf mich herab,
O Mond, und lachte Ruh’
Mir frohem Knaben zu.
Wenn jetzt dein Licht
Durch’s Fenster bricht,
Lacht’s keine Ruh’
Mir Jüngling zu,
Sieht’s meine Wange blass,
Mein Auge tränennass.
Bald, lieber Freund,
Ach bald bescheint
Dein Silberschein
Den Leichenstein,
Der meine Asche birgt,
Des Jünglings Asche birgt!
Lament
Your silver
Shone down on me
Through the green oaks
That gave cool shade,
O moon, and, smiling, shed peace
On me, a happy youth.
When now your light
Breaks through the window,
No peace smiles on me,
Now a young man;
It sees my cheeks pale,
My eyes moist with tears.
Soon, dear friend,
Soon your silver light
Will shine
On the tombstone
That hides my ashes,
The young man’s ashes.
Translation © Richard Wigmore
Leichenfantasie
Leichenfantasie
Mit erstorb’nem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen;
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft –
Nebelwolken trauern,
Sterne trauern
Bleich herab, wie Lampen in der Gruft.
Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager,
Zieht in schwarzem Totenpompe dort
Ein Gewimmel nach dem Leichenlager
Unterm Schauerflor der Grabnacht fort.
Zitternd an der Krücke,
Wer mit düsterm, rückgesunknem Blicke
Ausgegossen in ein heulend Ach,
Schwer geneckt vom eisernen Geschicke,
Schwankt dem stummgetragnen Sarge nach?
Floss es „Vater“ von des Jünglings Lippe?
Nasse Schauer schauern fürchterlich
Durch sein gramgeschmolzenes Gerippe,
Seine Silberhaare bäumen sich.
Aufgerissen seine Feuerwunde!
Durch die Seele Höllenschmerz!
„Vater“ floss es von des Jünglings Munde.
„Sohn“ gelispelt hat das Vaterherz.
Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche.
Und dein Traum, so golden einst, so süß,
Süß und golden, Vater, dir zum Fluche!
Eiskalt, eiskalt liegt er hier im Tuche,
Deine Wonne und dein Paradies!
Himmlisch umgürtet mit rosigten Düften,
Florens Sohn über das Blumenfeld hüpft,
Flog er einher auf den lachenden Wiesen,
Nachgespiegelt von silberner Flut,
Wollustflammen entsprühten den Küssen,
Jagten die Mädchen in liebende Glut.
Mutig sprang er im Gewühle der Menschen,
Wie ein jugendlich Reh;
Himmelum flog er in schweifenden Wünschen,
Hoch wie der Adler in wolkigter Höh’:
Stolz wie die Rosse sich sträuben und schäumen,
Werfen im Sturme die Mähne umher,
Königlich wider den Zügel sich bäumen,
Trat er vor Sklaven und Fürsten daher.
Heiter wie Frühlingstag schwand ihm das Leben,
Klagen ertränkt’ er im Golde der Reben,
Schmerzen verhüpft’ er im wirbelnden Tanz.
Welten schliefen im herrlichen Jungen,
Ha! wenn er einsten zum Manne gereift –
Freue dich, Vater, im herrlichen Jungen
Wenn einst die schlafenden Keime gereift!
Nein doch, Vater – horch! die Kirchhoftüre brauset,
Und die ehrnen Angel klirren auf –
Wie’s hinein ins Grabgewölbe grauset!
Nein doch, lass den Tränen ihren Lauf!
Geh, du Holder, geh im Pfade der Sonne
Freudig weiter der Vollendung zu,
Lösche nun den edlen Durst nach Wonne,
Wiedersehn – himmlischer Gedanke!
Wiedersehn dort an Edens Tor!
Horch! der Sarg versinkt mit dumpfigem Geschwanke,
Wimmernd schnurrt das Totenseil empor!
Da wir trunken um einander rollten,
Lippen schwiegen, und das Auge sprach
„Haltet! Haltet!“ da wir boshaft grollten –
Aber Tränen stürzten wärmer nach.
Mit erstorb’nem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen;
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft –
Nebelwolken trauern,
Sterne trauern
Bleich herab, wie Lampen in der Gruft.
Dumpfig schollert’s überm Sarg zum Hügel,
O um Erdballs Schätze nur noch einen Blick!
Starr und ewig schließt des Grabes Riegel,
Dumpfer – dumpfer schollert’s überm Sarg zum Hügel,
Nimmer gibt das Grab zurück.
With dim light
The moon shines over the death-still groves;
Sighing, the night spirit skims through the air—
Mist-clouds lament,
Pale stars shine down mournfully
Like lamps in a vault.
Like ghosts silent, hollow, gaunt,
In black funeral pomp
A procession moves towards the graveyard
Beneath the dread veil of the burial night.
Who is he who trembling on crutches
With sombre, sunken gaze,
Pouring out his misery in a cry of pain,
And harshly tormented by an iron fate
Totters behind the silently borne coffin?
Damp, fearful shudders run through
His frame, racked with grief;
His silver hair stands on end.
His burning wound is torn open
By the hellish pain of his soul!
“Father,” uttered the boy’s lips.
“Son,” whispered the father’s heart.
Ice-cold, he lies here in his shroud,
And your dream, once so golden, so sweet,
Sweet and golden, now a curse on you, father!
Ice-cold, he lies here in his shroud,
Your joy and your paradise!
Wreathed in the heavenly fragrance of roses,
It were Flora’s son dancing over the flowery fields,
He flew across the smiling meadows,
Mirrored by the silver waters;
Flames of desire sprang from his kisses,
Driving maidens to burning passion.
Bravely he leapt amid the swarm of humanity,
Like a young deer;
With his restless longings he flew around the heavens.
As high as an eagle, soaring in the clouds;
Proud as the steeds as they rear, foaming,
Tossing their manes in the storm,
And regally resisting the reins,
Did he walk before slaves and princes.
His life slipped by, as bright as a spring day,
He drowned his sorrows in the golden vine;
He tripped away his grief in the whirling dance.
Whole worlds lay dormant in the fine youth.
Ah! When he matures into a man—
Rejoice father, in the fine boy,
When, one day, the latent seeds are ripened!
But no, father—hark! The churchyard gate is rattling,
And the iron hinges are creaking open—
How terrifying it is to peer into the grave!
But no, let the tears flow!
So, gracious youth, in the sun’s path,
Joyfully onwards to perfection,
Quench your noble thirst for joy,
To see him again—heavenly thought!
To see him again at the gates of Eden!
Hark! The coffin sways and falls with a dull thud;
The ropes whirr upwards with a whine!
When we rolled drunkenly among one another
Our lips were silent, but our eyes spoke:
“Stop! Stop!” when we grew angry—
But afterwards tears fell more warmly.
With dim light
The moon shines over the death-still groves;
Sighing, the night spirit skims through the air—
Mist-clouds are shivering,
Pale stars shine down mournfully,
Like lamps in a vault.
With a thud clods pile over the coffin.
Oh, for just one more glimpse of the earth’s treasure!
The grave’s bolts close, rigid and eternal;
The thud of the clods grows duller as they pile over the coffin,
The grave will never yield up!
Translation © Richard Wigmore
Sehnsucht
Sehnsucht
Was zieht mir das Herz so?
Was zieht mich hinaus?
Und windet und schraubt mich
Aus Zimmer und Haus?
Wie dort sich die Wolken
Am Felsen verziehn!
Da möcht ich hinüber,
Da möcht ich wohl hin!
Nun wiegt sich der Raben
Geselliger Flug;
Ich mische mich drunter
Und folge dem Zug.
Und Berg und Gemäuer
Umfittigen wir;
Sie weilet da drunten,
Ich spähe nach ihr.
Da kommt sie und wandelt;
Ich eile sobald,
Ein singender Vogel,
Im buschigten Wald.
Sie weilet und horchet
Und lächelt mit sich:
„Er singet so lieblich
Und singt es an mich.“
Die scheidende Sonne
Vergüldet die Höhn;
Die sinnende Schöne,
Sie lässt es geschehen.
Sie wandelt am Bache
Die Wiesen entlang,
Und finster und finstrer
Umschlingt sich der Gang;
Auf einmal erschein ich,
Ein blinkender Stern.
„Was glänzet da droben,
So nah und so fern?“
Und hast du mit Staunen
Das Leuchten erblickt,
Ich lieg dir zu Füssen,
Da bin ich beglückt!
What is it that tugs at my heart so?
What lures me outside,
Twisting and wrenching me
Out of my room and my home?
Over there the clouds
Disperse around the rocks.
I would like to cross over there,
I would like to go there!
Now the ravens hover
In gregarious flight;
I join them
And follow their course.
We fly above mountains
And ruins;
She dwells below;
I look out for her.
There she comes, strolling along;
I immediately hasten,
Like a singing bird,
To the bushy wood.
She lingers and listens,
Smiling to herself:
“He sings so charmingly,
And sings to me!”
The departing sun
Gilds the hills;
The musing beauty
Does not heed it.
She strolls by the brook,
Through the meadows;
Darker and darker
Grows her winding path.
Suddenly I appear,
A shining star.
“What is that sparkling up there,
So near and yet so far?”
And when, with astonishment,
You catch sight of its light,
I shall lie at your feet.
There I shall be contented!
Translation © Richard Wigmore
An die Laute
An die Laute
Leiser, leiser, kleine Laute,
Flüstre, was ich dir vertraute,
Dort zu jenem Fenster hin!
Wie die Wellen sanfter Lüfte
Mondenglanz und Blumen düfte,
Send es der Gebieterin!
Neidisch sind der Nachbars Söhne,
Und im Fenster jener Schöne
Flimmert noch ein einsam Licht.
Drum noch leiser, kleine Laute:
Dich vernehme die Vertraute,
Nachbarn aber, Nachbarn nicht!
To the Lute
Play more softly, little lute,
Whisper what I secretly told you
To that window there!
Like the ripple of gentle breezes,
Like moonlight and the scent of flowers,
Convey your secret to my mistress.
The neighbor’s sons are envious,
And at the fair lady’s window
A solitary lamp flickers.
So play still more softly, little lute:
That my beloved may hear you,
But the neighbors—no, not the neighbors!
Translation © Richard Wigmore
Der Morgenkuss
Der Morgenkuss
Durch eine ganze Nacht sich nah zu sein,
So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
So viel empfinden, ohne mitzuteilen,
Ist eine wonnevolle Pein.
So immer Seelenblick im Seelenblick
Auch den geheimsten Wunsch des Herzens sehen,
So wenig sprechen, und sich doch verstehen –
Ist hohes martervolles Glück!
Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
Dann bei dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
Sich Mund an Mund, und Herz an Herz sich drücken –
O dies ist – Engelseligkeit!
The Morning Kiss
To be close the whole night long,
To linger hand in hand, arm in arm,
To feel so much, without revealing it in words,
Is blissful torment.
To gaze constantly into each other’s soul,
To see into the heart’s most secret desire,
To speak so little, and yet to understand each other,
Is sublime, anguished happiness.
Then, in the morning light, as a reward
For time of necessity wasted, warmly, rapturously
To press mouth to mouth and heart to heart—Oh, that is angelic bliss!
Translation © Richard Wigmore
Blondel zu Marien
Blondel zu Marien
In düst’rer Nacht,
Wenn Gram mein fühlend Herz umziehet,
Des Glückes Sonne mir entweicht,
Und ihre Pracht:
Da leuchtet fern
In feurig wonniglichem Glanze,
Wie in der Liebe Strahlenkranze,
Ein holder Stern.
Und ewig rein
Lebt unter Wonne, unter Schmerzen,
Im treuen liebevollen Herzen
Sein Wiederschein.
So hold und mild
Wird unter tröstenden Gestalten
Auch in der Ferne mich umwalten
Dein Zauberbild.
Unbekannt
In the dark night,
When grief envelops my tender heart,
When the sun of happiness
And its splendor escape me,
A fair star
Shines in the distance
With a fiery, joyous luster,
Like a jewel in the radiant crown of love.
Amid joy and sorrow
Its reflection
Remains forever pure
Within my faithful, loving heart.
Thus your magic image,
Fair and gentle,
Will stay by me and comfort me
Though I am far away.
Translation © Richard Wigmore
Der Flüchtling
Der Flüchtling
Frisch atmet des Morgens lebendiger Hauch;
Purpurisch zuckt durch düst’rer Tannen Ritzen
Das junge Licht und äugelt aus dem Strauch;
In gold’nen Flammenblitzen
Der Berge Wolkenspitzen.
Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
Die schon in lachender Wonne
Sei, Licht, mir gesegnet!
Dein Strahlenbruss regnet
Erwärmend hernieder auf Anger und Au.
Wie flittern die Wiesen,
Wie silberfarb zittern
Tausend Sonnen im perlenden Tau!
In säuselnder Kühle
Beginnen die Spiele
Der jungen Natur.
Die Zephyre kosen
Und schmeicheln um Rosen,
Und Düfte beströmen die lachende Flur.
Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen!
Laut wiehern und schnauben und knirschen und strampfen
Die Wagen erknarren
Ins ächzende Tal.
Die Waldungen leben,
Und Adler und Falken und Habichte schweben
Und wiegen die Flügel im blendenden Strahl.
Den Frieden zu finden,
Wohin soll ich wenden
Am elenden Stab?
Die lachende Erde
Mit Jünglingsgebärde,
Für mich nur ein Grab!
Steig empor, o Morgenrot, und röte
Mit purpurnem Küsse Hain und Feld!
Säusle nieder, o Abendrot, und flöte
In sanften Schlummer die tote Welt!
Morgen, ach, du rötest
Eine Totenflur;
Ach! und du, o Abendrot! umflötest
Meinen langen Schlummer nur.
Friedrich von Schiller
The Fugitive
The lively morning breeze blows fresh;
The young light flickers crimson between the dark
Pines and glints from the bushes;
The cloud-capped mountain peaks
Blaze with golden flames.
Warbling their happy, melodious song
The awakening larks greet the sun
Which, with joyful laughter,
Glows young and fair in the dawn’s embrace.
I bless you, light!
Your rays stream down
To warm meadow and pasture.
See how the fields glitter,
And a thousand silvery suns
Glisten in the pearly dew!
In the whispering coolness
Young nature
Begins her games.
And fondle the roses,
And sweet scents pervade the smiling meadows.
How high the clouds of smoke rise from the town!
Horses and bulls neigh loudly, snort,
Stamp and gnash their teeth;
Creaking carts
Roll along the valley.
The woods are alive,
Eagles, falcons and hawks hover
And move their wings in the dazzling light.
To find peace
Where shall I turn
With my wretched staff?
The smiling earth,
With youthful countenance,
Is but a grave for me!
Rise up, O dawn,
And with your crimson kiss tinge grove and field!
Descend with a whisper, O sunset,
And lull the dead world to gentle sleep.
Morning, you tinge with red
A land of death;
Ah, and you, O sunset,
Merely warble around my long sleep.
Translation © Richard Wigmore
Der Blumen Schmerz
Der Blumen Schmerz
Wie tönt es mir so schaurig
Des Lenzes erstes Wehn,
Wie dünkt es mir so traurig,
Dass Blumen auferstehn.
In ihrer Mutter Armen
Da ruhten sie so still,
Nun müssen, ach, die Armen
Hervor ans Weltgewühl.
Die zarten Kinder heben
Die Häupter scheu empor:
„Wer rufet uns ins Leben
Aus stiller Nacht hervor?“
Der Lenz mit Zauberworten,
Mit Hauchen süßer Lust,
Lockt aus den dunkeln Pforten
Sie von der Mutter Brust.
In bräutlich heller Feier
Erscheint der Blumen Pracht,
Doch fern schon ist der Freier,
Wild glüht der Sonne Macht.
Nun künden ihre Düfte,
Dass sie voll Sehnsucht sind;
Was labend würzt die Lüfte,
Es ist der Schmerzen Kind.
Die Kelche sinken nieder,
Sie schauen erdenwärts:
„O Mutter, nimm uns wieder,
Das Leben gibt nur Schmerz.“
Johann von Majláth
The Flowers’ Anguish
With what dread do I hear
The first breezes of spring;
How sad it is to me
That flowers rise up again.
They lay so quietly
In their mother’s arms,
And now the poor things
Must come out into the teeming world.
The delicate children shyly
Raise their heads:
“Who summons us into life
From the peaceful night?”
Spring, with magic words,
Breathing sweet delight,
Lures them through the dark portals
From their mother’s breast.
In a lustrous bridal ceremony
The flowers appear in their glory;
But the groom is already far away,
And the mighty sun glows harshly.
Now their fragrance reveals
That they are full of longing;
The refreshing scent that spices the air
Is the child of sorrow.
The chalices droop,
Gazing earthwards:
“O mother, receive us again,
for life gives only pain.”
Translation © Richard Wigmore
Das Weinen
Das Weinen
Gar tröstlich kommt geronnen
Der Tränen heil’ger Quell,
Recht wie ein Heilungs-Bronnen,
So bitter, heiß und hell,
Darum du Brust voll Wunden,
Voll Gram und stiller Pein,
Und willst du bald gesunden,
So tauche da hinein.
Es wohnt in diesen Wellen
Geheime Wunderkraft,
Die ist für wehe Stellen
Ein linder Balsamsaft.
Die wächst mit deinen Schmerzen,
Und fasset, hebt und rollt
Den bösen Stein vom Herzen,
Der dich zerdrücken wollt’.
Das hab’ ich selbst empfunden
Hier in dem Trauerland,
Wenn ich, vom Flor umwunden,
An lieben Gräbern stand.
Da schalt in irrem Wähnen
Ich selbst auf meinen Gott,
Es hielten mir die Tränen
Der Hoffnung Schiffchen flott.
Drum, hält dich auch umfangen
Der Schwermut trübste Nacht,
Vertrau’ in allem Bangen
Der Tränen Zaubermacht.
Bald, wenn vom heißen Weinen
Dir rot das Auge glüht,
Wird neu der Tag erscheinen,
Weil schon der Morgen blüht.
Weeping
The sacred source of tears
Flows comfortingly,
Like a healing spring
So bitter, hot and clear.
Therefore, my heart, full of wounds,
Grief and silent pain,
If you would recover quickly
Immerse yourself there.
A secret, magic power
Dwells in these waters
That is gentle balm
To wounds.
It increases with your suffering,
And seizes, lifts and rolls away
From your heart the evil stone
That would crush you.
I have felt this myself
Here in this land of sorrow,
When, swathed in crêpe,
I stood at the graves of dear ones.
There, in demented frenzy,
I cursed my God;
Only my tears kept
The ship of hope afloat.
Therefore, when you too are ensnared
In the darkest night of sorrow,
In your anguish trust
The magic power of tears.
Soon, when from bitter weeping
Your eyes glow red,
A new day will appear,
For already morning is radiant.
Translation © Richard Wigmore
Elysium
Elysium
Vorüber die stöhnende Klage!
Elysium’s Freudengelage
Ersäufen jegliches Ach.
Elysium’s Leben
Ewige Wonne, ewiges Schweben
Durch lachende Fluren ein flötender Bach.
Jugendlich milde
Beschwebt die Gefilde
Ewiger Mai;
Die Stunden entfliehen in goldenen Träumen,
Die Seele schwillt aus in unendlichen Räumen.
Wahrheit reißt hier den Schleier entzwei.
Unendliche Freude
Durchwallet das Herz.
Hier mangelt der Name dem trauernden Leide
Sanftes Entzücken nur heißet man Schmerz.
Hier strecket der wallende Pilger die matten
Brennenden Glieder in säuselnden Schatten,
Leget die Bürde auf ewig dahin –
Eingesungen von Harfengezitter
Träumt er, geschnittene Halme zu sehn.
Dessen Fahne Donnerstürme wallte,
Dessen Ohren Mordgebrüll umhallte,
Berge bebten unter dessen Donnergang,
Schläft hier linde bei des Baches Rieseln,
Der wie Silber spielet über Kieseln;
Ihm verhallet wilder Speere Klang.
Hier umarmen sich getreue Gatten,
Küssen sich auf grünen samtnen Matten,
Liebgekost vom Balsamwest;
Ihre Krone findet hier die Liebe,
Sicher vor des Todes strengem Hiebe
Feiert sie ein ewig Hochzeitfest.
Cease all plaintive moaning!
Elysian banquets
Drown all suffering.
Elysian life
Is eternal bliss, eternal lightness, a melodious
Stream flowing through smiling meadows.
Eternal May,
Young and tender,
Hovers over the landscape;
The hours fly past in golden dreams,
The soul expands in infinite space.
Here truth rends the veil.
Endless joy
Fills the heart.
Here grieving sorrow has no name;
And rapture that is but gentle seems like pain.
Here the pilgrim stretches his weary,
Burning limbs in the murmuring shade,
And lays down his burden for ever.
The reaper’s sickle falls from his hand;
Lulled to sleep by quivering harps
He dreams he sees blades of mown grass.
He whose standard raged with violent storms,
Whose ears rang with murderous cries, and beneath
Whose thunderous steps mountains quaked,
Sleeps gently here by the babbling stream
That plays like silver over the pebbles.
For him the violent clash of spears grows faint.
Here faithful couples embrace
And kiss on the green velvet sward
Caressed by the balmy west wind.
Here love finds its crown;
Safe from the cruel stroke of death
It celebrates an eternal wedding feast.
Translation © Richard Wigmore
Die Rose
Die Rose
Es lockte schöne Wärme,
Mich an das Licht zu wagen,
Da brannten wilde Gluten;
Das muss ich ewig klagen.
Ich konnte lange blühen
In milden heitern Tagen;
Nun muss ich frühe welken,
Dem Leben schon entsagen.
Es kam die Morgenröte,
Da ließ ich alles Zagen
Und öffnete die Knospe,
Wo alle Reize lagen.
Ich konnte freundlich duften
Und meine Krone tragen,
Da ward zu heiß die Sonne,
Die muss ich drum verklagen.
Was soll der milde Abend?
Muss ich nun traurig fragen.
Er kann mich nicht mehr retten,
Die Schmerzen nicht verjagen.
Die Röte ist verblichen,
Bald wird mich Kälte nagen.
Mein kurzes junges Leben
Wollt’ ich noch sterbend sagen.
The Rose
Lovely warmth tempted me
To venture into the light.
There fires burned furiously;
I must forever bemoan that.
I could have bloomed for long
In mild, bright days.
Now I must wither early,
Renounce life prematurely.
The red dawn came;
I abandoned all timidity
And opened the bud
In which lay all my charms.
I could have spread sweet fragrance
And worn my crown …
Then the sun grew too hot –
Of this I must accuse it.
Of what avail is the mild evening?
I must now ask sadly.
It can no longer save me,
Or banish my sorrows.
My red coloring is faded;
Soon cold will gnaw me.
As I die I wish to tell once more
Of my brief young life.
Translation © Richard Wigmore
Abschied von der Erde
Abschied von der Erde
Leb’ wohl, du schöne Erde!
Kann dich erst jetzt versteh’n,
Wo Freude und wo Kummer
An uns vorüber weh’n.
Leb’ wohl, du Meister Kummer!
Dank dir mit nassem Blick!
Mit mir nehm’ ich die Freude,
Dich laß’ ich hier zurück.
Sei nur ein milder Lehrer,
Führ’ alle hin zu Gott,
Zeig’ in den trübsten Nächten
Ein Streiflein Morgenrot!
Lasse sie Liebe ahnen,
So danken sie dir noch,
Der früher und der später,
Sie danken weinend doch.
Dann glänzt das Leben heiter,
Mild lächelt jeder Schmerz,
Die Freude hält umfangen
Das ruhige, klare Herz.
Farewell to the Earth
Farewell, beautiful earth!
I can understand you only now,
When joy and sorrow
Pass away from us.
Farewell, Master Sorrow!
I thank you with moist eyes!
Joy I take with me,
You I leave behind.
Be a kindly teacher
And lead all men to God;
In the darkest nights
Reveal a gleam of dawn!
Let them know what love is
And they will be thankful;
Some sooner, others later
Will thank you with tears.
Then life will be radiantly happy;
Every sorrow will smile gently,
And joy will hold in its embrace
The pure, tranquil heart.
Translation © Richard Wigmore
Artists
Ema Nikolovska
Mezzo-Soprano
Wolfram Rieger
Piano
Program
Franz Schubert
Lied aus der Ferne D 107
Franz Schubert
Erntelied D 434
Franz Schubert
Der Sänger am Felsen D 482
Franz Schubert
An den Mond „Geuß, lieber Mond“ D 193
Franz Schubert
Abends unter der Linde D 235
Franz Schubert
Die Sommernacht D 289
Franz Schubert
Erinnerung D 101
Franz Schubert
Klage „Dein Silber schien durch Eichengrün“ D 436
Franz Schubert
Leichenphantasie D 7
Franz Schubert
Sehnsucht "Was zieht mir das Herz so" D 123
Franz Schubert
An die Laute D 905
Franz Schubert
Der Morgenkuss D 264
Franz Schubert
Blondel zu Marien D 626
Franz Schubert
Der Flüchtling D 402
Franz Schubert
Der Blumen Schmerz D 731
Franz Schubert
Das Weinen D 926
Franz Schubert
Elysium D 584
Franz Schubert
Die Rose D 745
Franz Schubert
Abschied von der Erde D 829
Following her two acclaimed appearances in the Young Singers series as part of previous Schubert Weeks, Ema Nikolovska returned to present an entire recital. The Canadian-Macedonian mezzo-soprano, who was named a BBC New Generation Artist in 2019 and is a member of the Young Artist Program at Berlin's Staatoper Unter den Linden, was joined by pianist Wolfram Rieger.
For the third consecutive year, Thomas Hampson invited renowned lied singers and the most promising talents of the younger generation, together with their piano partners, to dedicate an entire week to the world of the Schubert lied—even in these challenging times.
This concert, followed by an interactive Q&A session, wwas streamed live on Saturday, January 23, at 8 pm and will remain available for free on-demand viewing through April 30, 2021.