MANUEL WALSER & JONATHAN WARE
SCHUBERT WEEK
- Online Stream
- Voice
THE POEMS: INTERACTIVE CONTENT
Click on each song title to view its text and translation, as well as notes and insights on the poems and poets.
Franz Schubert
Der Wanderer an den Mond
Der Wanderer an den Mond
Ich auf der Erd’, am Himmel du,
Wir wandern beide rüstig zu:
Ich ernst und trüb, du mild und rein,
Was mag der Unterschied wohl sein?
Ich wandre fremd von Land zu Land,
So heimatlos, so unbekannt;
Bergauf, bergab, Wald ein, Wald aus,
Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.
Du aber wanderst auf und ab
Aus Ostens Wieg’ in Westens Grab,
Wallst Länder ein und Länder aus,
Und bist doch, wo du bist, zu Haus.
Der Himmel, endlos ausgespannt,
Ist dein geliebtes Heimatland:
O glücklich, wer, wohin er geht,
Doch auf der Heimat Boden steht!
The Wanderer’s Address to the Moon
I solemn and gloomy, you gentle and pure,
What can be the difference between us?
I wander, a stranger, from land to land,
So homeless, so unknown;
Up and down mountains, in and out of forests,
Yet, alas, nowhere am I at home.
But you wander up and down,
From the east’s cradle to the west’s grave,
Travel from country to country
And yet are at home wherever you are.
The sky, infinitely extended,
Is your beloved homeland;
O happy he who, wherever he goes,
Still stands on his native soil!
Translation © Richard Wigmore
Abendstern
Abendstern
Was weilst du einsam an dem Himmel,
O schöner Stern? Und bist so mild;
Warum entfernt das funkelnde Gewimmel
Der Brüder sich von deinem Bild?
„Ich bin der Liebe treuer Stern,
Sie halten sich von Liebe fern.“
So solltest du zu ihnen gehen,
Bist du der Liebe, zaud’re nicht!
Wer möchte denn dir widerstehen?
Du süßes eigensinnig Licht.
„Ich säe, schaue keinen Keim,
Und bleibe trauernd still daheim.“
Evening Star
Why do you linger all alone in the sky,
Fair star? For you are so gentle;
Why does the host of sparkling brothers
Shun your sight?
They keep far away from love.”
If you are love,
You should go to them without delay!
For who could resist you,
Sweet, wayward light?
“I sow no seed, I see no shoot,
And remain here, silent and mournful.”
Translation © Richard Wigmore
Wehmut
Wehmut
Wenn ich durch Wald und Fluren geh’,
Es wird mir dann so wohl und weh
In unruhvoller Brust.
So wohl, so weh, wenn ich die Au
In ihrer Schönheit Fülle schau’,
Und all die Frühlingslust.
Denn was im Winde tönend weht,
Was aufgetürmt gen Himmel steht,
Und auch der Mensch, so hold vertraut
Mit all der Schönheit, die er schaut,
Entschwindet, und vergeht.
Melancholy
When I walk through the woods and fields,
I feel so happy and yet so sad
In my unquiet heart;
So happy and so sad when I behold
The meadows in the fullness of their beauty,
And all the joy of spring.
For all that blows and echoes in the wind,
All that towers up towards heaven,
And man himself, communing so fondly
With all the beauty he beholds—
All shall vanish and perish.
Translation © Richard Wigmore
Aufenthalt
Aufenthalt
Rauschender Strom, brausender Wald,
Starrender Fels mein Aufenthalt.
Wie sich die Welle an Welle reiht,
Fließen die Tränen mir ewig erneut.
Hoch in den Kronen wogend sich’s regt,
So unaufhörlich mein Herze schlägt.
Und wie des Felsen uraltes Erz
Ewig derselbe bleibet mein Schmerz.
Sehnsucht
Sehnsucht
Die Scheibe friert, der Wind ist rauh,
Der nächt’ge Himmel rein und blau.
Ich sitz’ in meinem Kämmerlein
Und schau’ ins reine Blau hinein!
Mir fehlt etwas, das fühl’ ich gut,
Mir fehlt mein Lieb, das treue Blut;
Und will ich in die Sterne seh’n,
Muss stets das Aug’ mir übergeh’n!
Mein Lieb, wo weilst du nur so fern,
Mein schöner Stern, mein Augenstern?
Du weißt, dich lieb’ und brauch’ ich ja,
Die Träne tritt mir wieder nah.
Da quält’ ich mich so manchen Tag,
Weil mir kein Lied gelingen mag,
Weil’s nimmer sich erzwingen lässt
Und frei hinsäuselt, wie der West!
Wie mild mich’s wieder grad’ durchglüht!
Sieh’ nur, das ist ja schon ein Lied!
Wenn mich mein Los vom Liebchen warf,
Dann fühl’ ich, dass ich singen darf.
The window pane freezes, the wind is harsh,
The night sky clear and blue.
I sit in my little room
Gazing out into the clear blueness.
Something is missing, I feel only too well;
My love is missing, my true love.
And when I look at the stars
My eyes constantly fill with tears.
My love, where are you, so far away,
My fair star, my darling?
You know that I love you and need you;
Again tears well up within me.
For many a day I have suffered
Because no song of mine has turned out well,
Because none can be forced
To murmur freely, like the west wind.
How gentle the glow that again warms me!
Behold––a song!
Though my fate has cast me far from my beloved,
Yet I feel that I can still sing.
Translation © Richard Wigmore
Frühlingsglaube
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Faith in Spring
Balmy breezes are awakened;
They stir and whisper day and night,
Everywhere creative.
O fresh scents, O new sounds!
Now, poor heart, do not be afraid.
Now all must change.
The world grows fairer each day;
We cannot know what is still to come;
The flowering knows no end.
The deepest, most distant valley is in flower.
Now, poor heart, forget your torment.
Now all must change.
Translation © Richard Wigmore
Bei dir allein
Bei dir allein
Bei dir allein
Empfind’ ich, dass ich lebe,
Dass Jugendmut mich schwellt,
Dass eine heit’re Welt
Der Liebe mich durchbebe;
Mich freut mein Sein
Bei dir allein!
Bei dir allein
Weht mir die Luft so labend,
Dünkt mich die Flur so grün,
So mild des Lenzes Blüh’n
So balsamreich der Abend,
So kühl der Hain,
Bei dir allein!
Bei dir allein
Verliert der Schmerz sein Herbes,
Gewinnt die Freud’ an Lust!
Du sicherst meine Brust
Des angestammten Erbes;
Ich fühl’ mich mein
Bei dir allein!
With You Alone
With you alone
I feel that I am alive,
That I am fired by youthful vigor,
That a bright world
Of love thrills through me;
I rejoice in my being
With you alone!
With you alone
The breeze blows so refreshingly,
The fields seem so green,
The flowering spring so gentle,
The evening so balmy,
The grove so cool,
With you alone!
With you alone
Pain loses its bitterness,
Joy gains in sweetness!
You assure my heart
Of its natural heritage;
I feel I am myself
With you alone!
Translation © Richard Wigmore
Die Taubenpost
Die Taubenpost
Ich hab’ eine Brieftaub in meinem Sold,
Die ist gar ergeben und treu,
Sie nimmt mir nie das Ziel zu kurz,
Und fliegt auch nie vorbei.
Ich sende sie vieltausendmal
Auf Kundschaft täglich hinaus,
Vorbei an manchem lieben Ort,
Bis zu der Liebsten Haus.
Dort schaut sie zum Fenster heimlich hinein,
Belauscht ihren Blick und Schritt,
Gibt meine Grüße scherzend ab
Und nimmt die ihren mit.
Kein Briefchen brauch’ ich zu schreiben mehr,
Die Träne selbst geb’ ich ihr:
O sie verträgt sie sicher nicht,
Gar eifrig dient sie mir.
Bei Tag, bei Nacht, im Wachen, im Traum,
Ihr gilt das alles gleich:
Wenn sie nur wandern, wandern kann,
Dann ist sie überreich!
Sie wird nicht müd’, sie wird nicht matt,
Der Weg ist stets ihr neu;
Sie braucht nicht Lockung, braucht nicht Lohn,
Die Taub’ ist so mir treu!
Drum heg’ ich sie auch so treu an der Brust,
Versichert des schönsten Gewinns;
Sie heißt – die Sehnsucht! Kennt ihr sie?
Die Botin treuen Sinns.
Devoted and true;
She never stops short of her goal
And never flies too far.
Each day I send her out
A thousand times on reconnaissance,
Past many a beloved spot,
To my sweetheart’s house.
There she peeps furtively in at the window,
Observing her every look and step,
Conveys my greeting breezily,
And brings hers back to me.
I no longer need to write a note,
I can give her my very tears;
She will certainly not deliver them wrongly,
So eagerly does she serve me.
Day or night, awake or dreaming,
It is all the same to her;
As long as she can roam
She is richly contented.
She never grows tired or faint,
The route is always fresh to her;
She needs no enticement or reward,
So true is this pigeon to me.
I cherish her as truly in my heart,
Certain of the fairest prize;
Her name is—Longing! Do you know her?
The messenger of constancy.
Translation © Richard Wigmore
Du bist die Ruh
Du bist die Ruh
Du bist die Ruh,
Der Friede mild,
Die Sehnsucht du,
Und was sie stillt.
Ich weihe dir
Voll Lust und Schmerz
Zur Wohnung hier
Mein Aug’ und Herz.
Kehr’ ein bei mir,
Und schließe du
Still hinter dir
Die Pforten zu.
Treib andern Schmerz
Aus dieser Brust.
Voll sei dies Herz
Von deiner Lust.
Dies Augenzelt
Von deinem Glanz
Allein erhellt,
O füll’ es ganz.
You are Rest and Peace
You are repose
And gentle peace.
You are longing
And what stills it.
Full of joy and grief
I consecrate to you
My eyes and my heart
As a dwelling place.
Come in to me
And softly close
The gate
Behind you.
Drive all other grief
From my breast.
Let my heart
Be full of your joy.
The temple of my eyes
Is lit
By your radiance alone:
O, fill it wholly!
Translation © Richard Wigmore
Im Walde
Im Walde
Windes Rauschen, Gottes Flügel,
Tief in kühler Waldesnacht;
Wie der Held in Rosses Bügel,
Schwingt sich des Gedankens Macht.
Wie die alten Tannen sausen,
Hört man Geistes Wogen brausen.
Herrlich ist der Flamme Leuchten
In des Morgenglanzes Tau,
Oder die das Feld beleuchten,
Blitze, schwanger oft von Tod.
Rasch die Flamme zuckt und lodert,
Wie zu Gott hinauf gefordert.
Ewig’s Rauschen sanfter Quellen,
Zaubert Blumen aus dem Schmerz;
Trauer doch in linden Tönen
Schlägt uns lockend an das Herz;
Fernab hin der Geist gezogen,
Die uns locken, durch die Wogen.
Drang des Lebens aus der Hülle,
Kampf der starken Triebe wild,
Wird zur schönsten Liebesfülle,
Durch des Geistes Hauch gestillt.
Schöpferischer Lüfte Wehen
Fühlt man durch die Seele gehen.
Windes Rauschen, Gottes Flügel,
Tief in kühler Waldesnacht!
Frei gegeben alle Zügel,
Schwingt sich des Gedankens Macht,
Hört in Lüften ohne Grausen
Den Gesang der Geister brausen.
In the Forest
The rushing of the wind, God’s own wings,
Deep in the cool night of the forest,
As the hero leaps on to his horse,
So does the power of thought soar.
As the old pine-trees rustle,
So we hear the surging waves of the spirit.
Glorious is the flame’s glow
In the dew of morning,
Or the flashes that light up the fields,
Often pregnant with death.
Swiftly the flame flickers and blazes,
As if summoned upward to God.
The eternal murmuring of gentle springs
Conjures flowers from sorrow;
Yet sadness beats alluringly against our hearts
In gentle tones.
The spirit is borne far away
By those waves that allure us.
Life’s urge to be free of its fetters,
The struggle of strong, wild impulses,
Is turned to love’s fair fulfilment,
Stilled by the breath of the spirit.
We feel the creative breath
Pervade our souls.
The rushing of the wind, God’s own wings,
Deep in the cool night of the forest!
Free from all restraints
The power of thought soars;
Without fear we hear the song of the spirits
Echoing in the breezes.
Translation © Richard Wigmore
Auf der Bruck
Auf der Bruck
Frisch trabe sonder Ruh und Rast,
Mein gutes Ross, durch Nacht und Regen!
Was scheust du dich vor Busch und Ast
Und strauchelst auf den wilden Wegen?
Dehnt auch der Wald sich tief und dicht,
Doch muss er endlich sich erschließen,
Und freundlich wird ein fernes Licht
Uns aus dem dunkeln Tale grüßen.
Wohl könnt’ ich über Berg und Tal
Auf deinem schlanken Rücken fliegen
Und mich am bunten Spiel der Welt,
An holden Bildern mich vergnügen.
Manch Auge lacht mir traulich zu
Und beut mir Frieden, Lieb’ und Freude.
Und dennoch eil’ ich ohne Ruh
Zurück, zurück zu meinem Leide.
Denn schon drei Tage war ich fern
Von ihr, die ewig mich gebunden,
Drei Tage waren Sonn’ und Stern
Und Erd’ und Himmel mir verschwunden.
Von Lust und Leiden, die mein Herz
Bei ihr bald heilten, bald zerrissen,
Fühlt’ ich drei Tage nur den Schmerz,
Und ach! die Freude musst’ ich missen!
Weit sehn wir über Land und See
Zur wärmern Flur den Vogel fliegen;
Wie sollte denn die Liebe je
In ihrem Pfade sich betrügen?
Drum trabe mutig durch die Nacht!
Und schwinden auch die dunkeln Bahnen,
Der Sehnsucht helles Auge wacht,
Und sicher führt mich süßes Ahnen.
Trot briskly on, my good horse,
Without pause for rest, through night and rain!
Why do you shy at bush and branch
And stumble on the wild paths?
Though the forest stretches deep and dense
It must at last open up,
And a distant light will greet us warmly
From the dark valley.
I could cheerfully speed over mountain and valley
On your lithe back,
And enjoy the world’s varied delights,
Its fair sights.
Many an eye smiles at me affectionately,
Offering peace, love, and joy.
And yet, restlessly, I hasten
Back to my sorrow.
For three days now I have been far
From her to whom I am eternally bound;
For three days sun and stars,
Earth and heaven, have vanished for me.
Of the joy and sorrow which, when I was with her,
Now healed, now tore my heart,
I have for three days felt only the pain.
Alas, the joy I have had to forgo!
We watch the bird fly far away over land and sea
To warmer pastures.
How, then, should love ever
Be deceived in its course?
So trot bravely on through the night!
Though the dark tracks may vanish,
The bright eye of longing is awake,
And sweet presentiment guides me safely onwards.
Translation © Richard Wigmore
Im Abendrot
Im Abendrot
O wie schön ist deine Welt,
Vater, wenn sie golden strahlet!
Wenn dein Glanz herniederfällt,
Und den Staub mit Schimmer malet;
Wenn das Rot, das in der Wolke blinkt,
In mein stilles Fenster sinkt!
Könnt’ ich klagen, könnt’ ich zagen?
Irre sein an dir und mir?
Nein, ich will im Busen tragen
Deinen Himmel schon allhier.
Und dies Herz, eh’ es zusammenbricht,
Trinkt noch Glut und schlürft noch Licht.
Sunset Glow
How lovely is your world,
Father, in its golden radiance
When your glory descends
And paints the dust with glitter;
When the red light that shines from the clouds
Falls silently upon my window.
Could I complain? Could I be apprehensive?
Could I lose faith in you and in myself?
No, I already bear your heaven
Here within my heart.
And this heart, before it breaks,
Still drinks in the fire and savors the light.
Translation © Richard Wigmore
Des Fischers Liebesglück
Des Fischers Liebesglück
Dort blinket
Durch Weiden,
Und winket
Ein Schimmer
Blassstrahlig
Vom Zimmer
Der Holden mir zu.
Es gaukelt
Wie Irrlicht,
Und schaukelt
Sich leise
Sein Abglanz
Im Kreise
Des schwankenden Sees.
Ich schaue
Mit Sehnen
In’s Blaue
Der Wellen,
Und grüße
Den hellen,
Gespiegelten Strahl.
Die blassen
Nachtnebel
Umfassen
Mit Hüllen
Vor Spähern
Den stillen,
Unschuldigen Scherz.
Und tauschen
Wir Küsse,
So rauschen
Die Wellen
Im Sinken
Und Schwellen,
Den Horchern zum Trotz.
Nur Sterne
Belauschen
Uns ferne,
Und baden
Tief unter
Den Pfaden
Des gleitenden Kahns.
So schweben
Wir selig,
Umgeben
Vom Dunkel,
Hoch überm
Gefunkel
Der Sterne einher.
Und weinen
Und lächeln,
Und meinen,
Enthoben
Der Erde,
Schon oben,
Schon drüben zu sein.
The Fisherman’s Luck in Love
Yonder light gleams
Through the willows,
And a pale
Glimmer
Beckons to me
From the bedroom
Of my sweetheart.
It flickers
Like a will-o’-the-wisp,
And its reflection
Sways
Gently
In the circle
Of the undulating lake.
I gaze
Longingly
Into the blue
Of the waves,
And greet
The bright
Reflected beam.
And spring
To the oar,
And swing
The boat
Away on
Its smooth,
Crystal course.
My sweetheart
Slips lovingly
Down
From her little room,
And joyfully
Hastens to me
In the boat.
Then the breezes
Gently
Blow us
Again
Out into the lake
From the elder tree
On the shore.
The pale
Evening mists
Envelop
And veil
Our silent,
Innocent dallying
From prying onlookers.
And as we exchange
Kisses,
The waves
Lap,
Rising
And falling,
To foil eavesdroppers.
Only stars
In the far distance
Overhear us,
And bathe
Deep down
Below the course
Of the gliding boat.
So we drift on
Blissfully,
In the midst
Of darkness,
High above
The twinkling
Stars.
Weeping,
Smiling,
We think
We have soared free
Of the earth,
And are already up above,
On another shore.
Translation © Richard Wigmore
Todesmusik
Todesmusik
In des Todes Feierstunde,
Wenn ich einst von hinnen scheide,
Und den Kampf, den letzten leide,
Noch einmal die stillen Lieder,
Noch einmal die reinen Töne
Auf die tiefe Abschiedswunde
Meines Busens heilend nieder.
Hebe aus dem ird’schen Ringen
Die bedrängte reine Seele,
Trage sie auf deinen Schwingen:
Dass sie sich dem Licht vermähle.
O da werden mich die Klänge
Süß und wonnevoll umwehen,
Und die Ketten, die ich sprenge,
Werden still und leicht vergehen.
Alles Große werd’ ich sehen,
Das im Leben mich beglückte,
Alles Schöne, das mir blühte,
Wird verherrlicht vor mir stehen.
Jeden Stern, der mir erglühte,
Der mit freundlichem Gefunkel
Durch das grauenvolle Dunkel
Meines kurzen Weges blickte,
Jede Blume, die ihn schmückte,
Werden mir die Töne bringen.
Und die schrecklichen Minuten,
Wo ich schmerzlich könnte bluten,
Werden mich mit Lust umklingen,
Und Verklärung werd’ ich sehen,
Ausgegossen über allen Dingen.
So in Wonne werd’ ich untergehen,
Süß verschlungen von der Freude Fluten.
Death Music
In the solemn hour of death,
When one day I depart hence
And suffer my last battle,
Then, sacred muse, let your tranquil songs
And pure tones
Descend one more time
To heal the deep wound of parting
Within my heart.
Raise my pure, anguished soul
From this earthly struggle;
Bear it on your wings
To be united with the light.
Then harmonies will enfold me
In sweet bliss,
And the chains which I shall break
Will vanish, silently, lightly.
I shall behold all the greatness
That gave me joy in life;
All the beauty that flowered for me
Will be glorified before me.
Those tones will bring back to me
Every star that shone for me,
That with its friendly light
Looked down upon my brief journey
Through the fearful darkness,
And every flower that adorned my path.
And those terrifying minutes
When I might have bled in agony
Will envelop me with joyous sounds.
I shall behold
All things transfigured.
Thus I shall perish in bliss,
Sweetly engulfed by waves of joy.
Translation © Richard Wigmore
Nachtstück
Nachtstück
Wenn über Berge sich der Nebel breitet
Und Luna mit Gewölken kämpft,
So nimmt der Alte seine Harfe, und schreitet
Und singt waldeinwärts und gedämpft:
„Du heil’ge Nacht:
Bald ist’s vollbracht,
Bald schlaf ich ihn, den langen Schlummer,
Der mich erlöst von allem Kummer.“
Die grünen Bäume rauschen dann:
„Schlaf süß, du guter, alter Mann“;
Die Gräser lispeln wankend fort:
„Wir decken seinen Ruheort“;
Und mancher liebe Vogel ruft:
„O lass ihn ruhn in Rasengruft!“
Der Alte horcht, der Alte schweigt,
Der Tod hat sich zu ihm geneigt.
Nocturne
When the mists spread over the mountains,
And the moon battles with the clouds,
The old man takes his harp, and walks
Towards the wood, quietly singing:
“Holy night,
Soon it will be done.
Soon I shall sleep the long sleep
Which will free me from all grief.”
Then the green trees rustle:
“Sleep sweetly, good old man”;
And the swaying grasses whisper:
“We shall cover his resting place.”
And many a sweet bird calls:
“Let him rest in his grassy grave!”
The old man listens, the old man is silent.
Death has inclined towards him.
Translation © Richard Wigmore
Der Zwerg
Der Zwerg
Im trüben Licht verschwinden schon die Berge,
Es schwebt das Schiff auf glatten Meereswogen,
Worauf die Königin mit ihrem Zwerge.
Sie schaut empor zum hochgewölbten Bogen,
Hinauf zur lichtdurchwirkten blauen Ferne;
Die mit der Milch des Himmels blass durchzogen.
„Nie habt ihr mir gelogen noch, ihr Sterne,“
So ruft sie aus, „bald werd’ ich nun entschwinden,
Ihr sagt es mir, doch sterb’ ich wahrlich gerne.“
Da tritt der Zwerg zur Königin, mag binden
Um ihren Hals die Schnur von roter Seide,
Und weint, als wollt’ er schnell vor Gram erblinden.
Er spricht: „Du selbst bist schuld an diesem Leide,
Weil um den König du mich hast verlassen,
Jetzt weckt dein Sterben einzig mir noch Freude.
Zwar werd’ ich ewiglich mich selber hassen,
Der dir mit dieser Hand den Tod gegeben,
Doch musst zum frühen Grab du nun erblassen.“
Sie legt die Hand aufs Herz voll jungem Leben,
Und aus dem Aug’ die schweren Tränen rinnen,
Das sie zum Himmel betend will erheben.
„Mögst du nicht Schmerz durch meinen Tod gewinnen!“
Sie sagt’s, da küsst der Zwerg die bleichen Wangen,
D’rauf alsobald vergehen ihr die Sinnen.
Der Zwerg schaut an die Frau, von Tod befangen,
Er senkt sie tief ins Meer mit eig’nen Handen.
Ihm brennt nach ihr das Herz so voll Verlangen,
An keiner Küste wird er je mehr landen.
The Dwarf
In the dim light the mountains already fade;
The ship drifts on the sea’s smooth swell,
She gazes up at the high arching vault,
At the blue distance, interwoven with light,
Streaked with the pale milky way.
“Stars, never yet have you lied to me,”
She cries out. “Soon now I shall be no more.
You tell me so; yet in truth I shall die gladly.”
Then the dwarf comes up to the queen, begins
To tie the cord of red silk about her neck,
And weeps, as if he would soon go blind with grief.
He speaks: “You are yourself to blame for this
Suffering, because you have forsaken me for the king;
Now your death alone can revive joy within me.
“Though I shall forever hate myself
For having brought you death by this hand,
Yet now you must grow pale for an early grave.”
She lays her hand on her heart, so full of youthful
Life, and heavy tears flow from her eyes
Which she would raise to heaven in prayer.
“May you reap no sorrow from my death!”
She says; then the dwarf kisses her pale cheeks,
Whereupon her senses fade.
The dwarf looks upon the lady in the grip of death;
He lowers her with his own hands deep into the sea.
His heart burns with such longing for her,
He will never again land on any shore.
Translation © Richard Wigmore
Totengräbers Heimweh
Totengräbers Heimweh
O Menschheit, o Leben!
Was soll’s? O was soll’s?
Grabe aus, scharre zu!
Tag und Nacht keine Ruh’!
Das Drängen, das Treiben –
Wohin? O wohin?!
„Ins Grab – tief hinab!“
O Schicksal, o traurige Pflicht –
Ich trag’s länger nicht!
Wann wirst du mir schlagen,
O Stunde der Ruh?!
O Tod! komm und drücke
Die Augen mir zu!
Im Leben, da ist’s ach! so schwül!
Im Grabe – so friedlich, so kühl!
Doch ach, wer legt mich hinein?
Ich steh’ allein! – so ganz allein!!
Von allen verlassen
Dem Tod nur verwandt,
Verweil’ ich am Rande –
Das Kreuz in der Hand,
Und starre mit sehnendem Blick,
Hinab, ins tiefe Grab!
O Heimat des Friedens,
Der Seligen Land!
An dich knüpft die Seele
Ein magisches Band.
Du winkst mir von Ferne,
Du ewiges Licht:
Es schwinden die Sterne –
Das Auge schon bricht!
Ich sinke – ich sinke! Ihr Lieben –
Ich komme!
Gravedigger’s Homesickness
O mankind, O life!
To what purpose? To what purpose?
Dig out, fill in!
No rest, day and night!
This urgency, this haste,
Where does it lead? Where?
“Into the grave, deep down!”
O fate, O sad duty,
I can bear it no longer!
When will you strike for me,
Hour of peace?
O death, come and close
My eyes!
Life, alas, is so sultry, so oppressive!
The grave is so peaceful, so cool!
But, ah, who will lay me there?
I stand alone, quite alone!
By all forsaken,
Kin to death alone,
I tarry on the brink,
Cross in hand,
Staring longingly down
Into the deep grave!
O homeland of peace,
Land of the blessed!
A magic bond
Binds my soul to you.
You beckon to me from afar,
Eternal light;
The stars vanish,
My eyes already grow dim.
I am sinking, I am sinking! Loved ones
I come!
Translation © Richard Wigmore
Artists
Manuel Walser
Baritone
Jonathan Ware
Piano
Program
Franz Schubert
Der Wanderer an den Mond D 870
Franz Schubert
Abendstern D 806
Franz Schubert
Wehmut D 772 "Wenn ich durch Wald und Fluren geh"
Franz Schubert
Aufenthalt D 957/5
Franz Schubert
Sehnsucht D 879 "Die Scheibe friert"
Franz Schubert
Frühlingsglaube D 686
Franz Schubert
Bei dir allein D 866/2
Franz Schubert
Die Taubenpost D 957/14
Franz Schubert
Du bist die Ruh D 776
Franz Schubert
Im Walde D 708 "Waldesnacht"
Franz Schubert
Auf der Bruck D 853
Franz Schubert
Im Abendrot D 799
Franz Schubert
Des Fischers Liebesglück D 933
Franz Schubert
Todesmusik D 758
Franz Schubert
Nachtstück D 672
Franz Schubert
Der Zwerg D 771
Franz Schubert
Totengräbers Heimweh D 842
Swiss baritone Manuel Walser—a member of the Vienna State Opera—made his Pierre Boulez Saal debut as part of the Schubert Week. He was joined by pianist Jonathan Ware, a frequent guest at the hall and a faculty member of the Barenboim-Said Akademie.
For the third consecutive year, Thomas Hampson invited renowned lied singers and the most promising talents of the younger generation, together with their piano partners, to dedicate an entire week to the world of the Schubert lied—even in these challenging times.
This concert, followed by an interactive Q&A session, was streamed live on Friday, January 22, at 8 pm and remains available on our website for free on-demand viewing for 30 days.