Liszt Weihnachtbaum
Martha Argerich & Daniel Barenboim
Musik / Konzert Duo / Klavier 0Für seine Enkeltochter Daniela schrieb Franz Liszt seinen Weihnachtsbaum, eine Sammlung von zwölf Klavierminiaturen inspiriert von traditionellen Weihnachtsliedern und anderen winterlichen Themen – von den Hirten an der Krippe und Schlafliedern bis zu abendlichem Glockengeläut. Mit seiner berühmt-berüchtigten Virtuosität hielt sich Liszt dabei bewusst zurück, so dass Daniela, eine talentierte junge Pianistin, die Uraufführung zu Weihnachten 1881 selbst spielen konnte. Martha Argerich und Daniel Barenboim präsentierten den Zyklus zu Weihnachten 2017 im Pierre Boulez Saal einem begeisterten jungen Publikum.
Franz Liszt (1811–1886)
Weihnachtsbaum S 613
für Klavier zu vier Händen (1874–81)
I. Psallite. Altes Weihnachtslied
II. O heilige Nacht! Weihnachtslied nach einer alten Weise
III. Die Hirten an der Krippe. In dulci jubilo
IV. Adeste fideles. Gleichsam als Marsch der heiligen drei Könige
V. Scherzoso. Man zündet die Kerzen des Baumes an
VI. Carillon
VII. Schlummerlied
VIII. Altes provençalisches Weihnachtslied
IX. Abendglocken
X. Ehemals
XI. Ungarisch (Magyar)
XII. Polnisch (Mazurka)
Martha Argerich, Daniel Barenboim, Piano
Mit dem 1876 vollendeten und später noch überarbeiteten Weihnachtsbaum, einer Sammlung reizvoller Impressionen, nimmt Liszt nach einer zehnjährigen Phase spärlichen Schaffens das Komponieren für Klavier wieder auf. (Das Stück existiert sowohl in zweihändiger wie vierhändiger Fassung.) Im Rückgriff auf altvertraute Lieder und Erinnerungen scheint er den Anschluss an die Jahre der Jugend zu suchen, als das geringste Ereignis noch unzählige Schwingungen hervorrief und die Welt reich an Verheißungen war. Erstmals aufgeführt hat seine Enkelin Daniela das Werk am Weihnachtstag 1881 in einem römischen Hotel als Geschenk für ihren Großvater. Ihre Mutter Cosima feierte außerdem an diesem Tag Geburtstag – bezeichnenderweise, und nicht untypisch für ihr sendungsbewusstes Leben, erblickte sie in der Weihnachtsnacht das Licht der Welt. Liszt jedenfalls bescherte das Werk eine klingende Familienzusammenführung mit Tochter und Enkeltochter. Die ersten beiden Nummern gehen auf alte deutsche Weihnachtslieder zurück. Psallite, das erste Lied, wird dem Wolfenbüttler Kapellmeister Michael Praetorius zugeschrieben, der es 1609 in seinem Sammelwerk Musæ Sioniæ veröffentlicht hat.
O heilige Nacht, voll himmlischer Pracht findet sich im alten lutherischen Gesangbuch. Das dritte Lied, Die Hirten an der Krippe, folgt der bekannten Melodie In dulci jubilo („In süßer Freude“) eines aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirchenlieds. Die weiche Tonart Des-Dur sowie der sanfte Rhythmus des Wiegenlieds verweisen auf die Tradition des tröstlich-unschuldigen Kindleinwiegens, während im folgenden Lied der Marsch der drei Weisen aus dem Morgenlande nach Bethlehem ins Bild gesetzt wird. Die sechste Nummer trägt die französische Bezeichnung Carillon, Glockenspiel. Sein Name ist von „quatrillionem“ abgeleitet, dem rhythmischen Anschlag von vier Glocken, wie er bereits von Turmwächtern im 14. Jahrhundert praktiziert wurde. Liszt verleiht dieser Nummer einen geradezu impressionistischen Hauch mit einer unverkennbaren Freude am Spiel. Die letzten drei Lieder berühren Liszts persönliche Erinnerungssphäre und führen zurück zu den Anfängen seiner Liebe zu Carolyne von Sayn-Wittgenstein. Zumindest ruft Ehemals, in seiner Atmosphäre verwandt mit Liszts Valses oubliées, das erste Treffen mit ihr wach, bevor mit der Bezeichnung Ungarisch das Portrait Liszts gezeichnet und mit Polnisch der Herkunft der Fürstin aus einer alten polnischen Adelsfamilie gedacht wird.
—André Podschun
Dieser Text erschien erstmals im Programmheft des Pierre Boulez Saals zu den Konzerten von Martha Argerich und Daniel Barenboim am 23. und 25. Dezember 2017.
Klavier
Daniel Barenboim
Martha Argerich
Audio Producer
Friedemann Engelbrecht
Sound
Julian Schwenkner
Video Technicians
Markus Genge
Piet Grotelüschen
Kamera
Michael Boomers (DOP)
Thomas Falk
Winfried Hermann
Martin Roth
Volker Striemer
Jan Lehmann
Lighting Technician
Oliver Kühns
Editor
Peter Klum
Unit Manager
Valentina Schneck
Head of Production Salve TV
Karl-Martin Lötsch
UNITEL
Video Director
Eric Schulz
Producer
Magdalena Herbst
Production Manager
Franziska Pascher
Post-Production Manager
Roger Voß