Façade facing Berlin’s Französische Strasse by Richard Paulick, 1952 © Archiv Staatsoper
Construction after WW2 © Berlinische Galerie
Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude, in dem sich heute Pierre Boulez Saal und Barenboim-Said Akademie befinden, von Richard Paulick als Magazin für die Kulissen der Staatsoper Unter den Linden im neoklassizistischen Stil neu errichtet. Diese Funktion erfüllte der Bau von Anfang der 1950er Jahre bis 2010.
Im Juni 1964 gaben der 21-jährige Daniel Barenboim und Pierre Boulez, damals 39 Jahre alt, in der wenige Monate zuvor eröffneten Berliner Philharmonie ihr gemeinsames Debüt mit den Berliner Philharmonikern. Es war die erste Zusammenarbeit der beiden Künstler – auf dem Programm stand Bartóks Erstes Klavierkonzert. 1980 dirigierte Barenboim das Orchestre de Paris in der Uraufführung der Orchesterfassung von Boulez’ Notations. Im gleichen Jahr traf Boulez während seiner Arbeit mit dem Los Angeles Philharmonic erstmals mit Frank Gehry zusammen.
Pierre Boulez with Daniel Barenboim at Abbey Road Studios, London. c.1967 © Lebrecht Media
Daniel Barenboim and the West-Eastern Divan Orchestra © Monika Rittershaus
Durch Zufall lernten sich 1992 in einer Londoner Hotelhalle Daniel Barenboim und der palästinensische Literaturwissenschaftler Edward W. Said kennen. Sieben Jahre später gründeten sie gemeinsam das West-Eastern Divan Orchestra mit dem Ziel, einen Dialog zwischen den Kulturen des Nahen Ostens in Gang zu bringen. Das Orchester, dessen Mitglieder aus Israel, Palästina und anderen arabischen Ländern stammen, gab sein erstes Konzert 1999 in Weimar und ist seitdem in der ganzen Welt aufgetreten. 2002 veröffentlichten Barenboim und Said das Buch Parallelen und Paradoxien, das eine Reihe von gemeinsamen Gesprächen über Musik und Gesellschaft dokumentiert. Architekt Frank Gehry zählte schon früh zu den Fürsprechern des West-Eastern Divan Orchestra und seiner Ideale. Dank dieser Verbindung kam Gehrys großzügige Unterstützung bei der Entstehung des Pierre Boulez Saals zustande.
Die Barenboim-Said Akademie wurde 2012 in Berlin gegründet und nahm 2015 noch vor Fertigstellung des Gebäudes mit einem Pilotjahrgang den Betrieb auf. Von den gleichen Idealen geleitet, die die Arbeit des West-Eastern Divan Orchestra bestimmen, stellt die Akademie grenzüberschreitende Kommunikation in den Mittelpunkt. Mit der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden und der Umfunktionierung ihres ehemaligen Magazins wurde ein Zuhause für Akademie und Pierre Boulez Saal gefunden. 2.200 Kubikmeter Beton, 700 Tonnen Stahl und zahllose Stunden Arbeit gaben den alten Wänden neues Leben.
Barenboim-Said Akademie © Volker Kreidler
Pierre Boulez Saal, February 2017 © Volker Kreidler
In direkter Nachbarschaft zu Humboldt-Universität, Auswärtigem Amt und Humboldt Forum begannen im Herbst 2016 junge Musikerinnen und Musiker überwiegend aus den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas ihr Studium in den Räumen der Barenboim-Said Akademie. Der Pierre Boulez Saal wurde im März 2017 mit einem Konzert des neugegründeten Boulez Ensembles unter der Leitung von Daniel Barenboim eröffnet. Seitdem treffen hier Tag für Tag Musik, Innovation, Geschichte, Wissenschaft und Kultur aufeinander. Der erste Studierendenjahrgang hat mittlerweile seine Ausbildung mit dem Bachelor-Examen abgeschlossen. Im Saal sind jede Saison etwa 150 Veranstaltungen zu erleben.