© Nina Subin / Felicity Jensz
© Nina Subin / Felicity Jensz
KÜNSTLER:INNEN
Programm
Johannes Brahms
Klarinettenquintett h-moll op. 115

Abdulrazak Gurnahs Romane Paradise (1994) und Afterlives (2020; dt. Nachleben, 2022) gehören zu den wenigen literarischen Auseinandersetzungen mit dem deutschen Kolonialismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die von nicht-deutschen Autor:innen verfasst wurden. Gurnahs Literaturnobelpreis 2021 hat Afterlives und seine Beschäftigung mit diesem Thema ins Rampenlicht gerückt. Diese Konferenz untersucht den Status und die Darstellung des deutschen Kolonialismus in Gurnahs Werk und dessen Potenzial, Erinnerungen an eine Vergangenheit zu wecken und neu zu gestalten, die Menschen und Politik weiterhin prägt. Der deutsche Kolonialismus mag relativ kurzlebig gewesen sein, doch wie Gurnahs treffend betitelter Roman Afterlives andeutet, wirkte er lange nach seinem offiziellen Ende in Tansania, anderen Teilen Afrikas und Deutschland nach. Trauma, Völkermord, Ambitionen der „Rekolonisierung“ durch Nazi-Deutschland und Nachkriegsmigration reichen weit über den Versailler Vertrag hinaus.

Gurnahs Romane thematisieren nicht nur die Schwierigkeit, Zugang zu traumatischen Erinnerungen zu finden und diese zu verarbeiten; sie sind auch ein Angebot, in die Vergangenheit einzutauchen und sie mit den Augen von Menschen zu sehen, deren Blick auf die Ereignisse häufig diskreditiert, verdrängt oder ignoriert wurde. Wir möchten die historische und geographische Perspektive der Romane aufgreifen und einige dieser Verbindungen durch Zeit und Raum verfolgen. Die Vorträge werden sich insbesondere mit dem Nachhall des Maji-Maji-Aufstands, der Rolle der deutschen Missionen sowie der Bedeutung von „traveling objects“ und der komplexen Bedeutung der Figur des Askari für die Erinnerung an die koloniale Vergangenheit in und von Ostafrika und Deutschland befassen.

Den Abschluss der Konferenz bildet eine Podiumsdiskussion, in der die Schriftstellerin Maaza Mengiste und die Historikerin Felicity Jensz über die Herausforderungen des Zugangs zu kolonialen Archiven sowie über das Potenzial oder sogar die Notwendigkeit von Fotografien und fiktiven Darstellungen diskutieren, um Geschichten zu erzählen, die sonst unterdrückt oder buchstäblich unter Verschluss bleiben würden. Maaza Mengiste wird außerdem aus ihrem Roman The Shadow King lesen, der für den Booker Prize 2020 nominiert war.

 

Eine Veranstaltung der Barenboim-Said Akademie in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin

Organisation: Prof. Dr. Kai Wiegandt (BSA) und Prof. Dr. Lukas Lammers (HUB)

In englischer Sprache

Dauer der Veranstaltung: ca. 30m ohne Pause
PROGRAMm
VERANSTALTER & KARTENVERKAUF
Pierre Boulez Saal
Französische Straße 33 D
10117 Berlin
Saison 2023/24,
KONFERENZ: ABDULRAZAK GURNAH UND DER DEUTSCHE KOLONIALISMUS
Podiumsdiskussion: Wie Historiker:innen und Autor:innen die koloniale Vergangeheit sichtbar machen
Vergangene Veranstaltung
Pierre Boulez Saal - Foyer
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