KÜNSTLER:INNEN

Historische Forschung im Comic
Buchvorstellung der Graphic History Oberbrechen: A German Village Confronts Its Nazi Past
Lesung und Diskussion


Keine Epoche der deutschen Geschichte ist so gut aufgearbeitet wie das Dritte Reich, kein historisches Thema war öfter Gegenstand von Fach- und Sachbüchern, Belletristik, Filmen oder Fernsehserien. Dass aber längst noch nicht alles erforscht ist und neue Formate der Vermittlung auch einen neuen Blick auf die NS-Zeit und ihre Nachwirkungen ermöglichen, zeigt in beeindruckender Weise das Buch Oberbrechen: A German Village Confronts Its Nazi Past.

Oberbrechen untersucht im Comic-Format die Komplexität der Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Mitgliedern des gleichnamigen Dorfs in Hessen. Als Graphic History konzipiert, untersucht das Buch den Mikrokosmos einer Dorfgesellschaft und zeigt, wie die „eigene“ Gewaltgeschichte während des Nationalsozialismus verhandelt wurde und wie die Menschen vor Ort mit der allgegenwärtigen und dennoch meist unausgesprochenen Präsenz der Shoah umgingen. Im Zentrum steht dabei eine Frage, die sich anhand des Dorfs Oberbrechen paradigmatisch auch für viele andere Orte in Deutschland stellt: Wie wirkte sich die unterschiedliche Beteiligung an anti-jüdischer Ausgrenzung und damit die unterschiedliche lokale Gewalterfahrung auf die Wiederbegegnungen nach 1945 zwischen Vertriebenen und Gebliebenen sowie ihren Angehörigen aus? Darüber diskutieren die Autorinnen Stefanie Fischer und Kim Wünschmann mit Stefanie Schüler-Springorum und Jacob Eder.

Stefanie Fischer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Sie hat zahlreiche Studien auf dem Gebiet der deutsch-jüdischen Geschichte und der Geschichte des Holocaust veröffentlicht. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen Jewish Cattle Traders in the German Countryside (2024) und “Jewish Mourning in the Aftermath of the Holocaust: Tending Individual Graves in Occupied Germany, 1945–1949” (in: Aya Elyada, Kerry Wallach (Hg.), German Jewish Studies: Next Generations, 2022). Sie ist Mitherausgeberin des Leo Baeck Institute Year Book.

Kim Wünschmann ist Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der deutsch-jüdischen Geschichte, den Holocaust-Studien, der Rechts- und Diplomatiegeschichte sowie der Comic-Forschung. Zu ihren Publikationen zählen Before Auschwitz: Jewish Prisoners in the Prewar Concentration Camps (2015) und „Gezeichnete Erinnerung: Zeitzeugenschaft und Geschichte in Comics und Graphic Novels“ (in: Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben, hg. v. Matthias Bahr, Peter Poth und Mirjam Zadoff, 2022).

Stefanie Schüler-Springorum ist Historikerin und leitet seit 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Von 2001 bis 2011 war sie Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, von 2009 bis 2019 Vorsitzende der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts. Seit 2012 ist sie Mit-Direktorin des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Ihre Forschungsfelder sind die deutsch-jüdischen Geschichte, die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sowie die spanische Geschichte.


In deutscher Sprache
Mit einem musikalischen Beitrag von Ali Hayyan (Klaver), Student an der Barenboim-Said Akademie

Mit freundlicher Unterstützung von Fulbright Germany

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Buchvorstellung – Oberbrechen: A German Village Confronts Its Nazi Past
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