© NN / Monika Keiler
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KÜNSTLER:INNEN

Wenn Deutsche über Israel reden, reden sie meist über sich selbst. Worum es in den hitzigen Debatten hingegen selten geht, ist die eigentliche Beziehungsgeschichte zwischen der Bundesrepublik und Israel. Reden deutsche Politiker über diese Beziehungen, so fallen Worte wie „Wunder“ oder „Versöhnung“. Worte, hinter denen eher Wunschdenken als Realität steckt. Nach der israelischen Staatsgründung von 1948 war es ausgerechnet die Bundesrepublik Deutschland, die zur wichtigsten Unterstützerin des jüdischen Staates wurde. Reparationen, Waffenlieferungen und Finanzmittel halfen, aus dem existenziell bedrohten Land eine Regionalmacht zu machen. Kein Wunder, dass Israel die ausgestreckte deutsche Hand annahm: eine andere Wahl hatte es kaum. Von Versöhnung aber war keine Rede. Niemand machte sich darüber Illusionen, dass in Deutschland ehemalige Nationalsozialisten Karriere machten – und mit der Israelhilfe ihre blutigen Hände in Unschuld wuschen. Daniel Marwecki argumentiert in seinem neuen Buch, dass der Preis für die Sicherheit Israels die frühe Absolution Deutschlands war. Er wirft einen erhellenden Blick auf die deutsche Israelpolitik von der Staatsgründung bis heute. Im Anschluss an die Lesung diskutiert Jacob Eder mit Stefanie Schüler-Springorum und dem Autor.

Daniel Marwecki lehrt Internationale Beziehungen an der University of Hong Kong. Er hat 2018 an der SOAS University of London promoviert. Sein Buch Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding erschien 2018. Seine journalistischen Beiträge wurden u.a. in Le Monde Diplomatique, taz, UnHerd und Jacobin veröffentlicht.

Stefanie Schüler-Springorum ist Historikerin und leitet seit 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Von 2001 bis 2011 war sie Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, von 2009 bis 2019 Vorsitzende der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts in der Bundesrepublik Deutschland; seit 2012 ist sie Mit-Direktorin des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Ihre Forschungsfelder sind die deutsch-jüdischen Geschichte, die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sowie die spanische Geschichte.

In deutscher Sprache
Mit einem musikalischen Beitrag von Begüm Aslan (Kontrabass), Studentin an der Barenboim-Said Akademie

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Saison 2023/24,
AKADEMIE-FORUM: DANIEL MARWECKI & STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM
Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson
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Pierre Boulez Saal - Foyer
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