Musikalische Leitung
Klavier
Flöte, Piccoloflöte & Altflöte
Flöte, Piccoloflöte & Bassflöte
Oboe, Baritonoboe
Oboe, Englischhorn
Klarinette
Klarinette
Bassklarinette, Kontrabassklarinette
Fagott
Fagott, Kontrafagott
Horn, Wagnertuba
Horn, Wagnertuba
Trompete, Flügelhorn
Trompete, Flügelhorn
Posaune
Posaune
Saxhorn, Basstrompete
Schlagzeug
Schlagzeug
Schlagzeug
Klavier, Celesta
Harfe
Violine
Violine
Violine
Viola
Viola
Violoncello
Violoncello
Violoncello
Kontrabass
Philippe Manoury, dessen Werke regelmäßig im Pierre Boulez Saal zu hören sind, zählt zu den führenden französischen Komponisten unserer Zeit. Unter der Leitung von François-Xavier Roth musiziert das Boulez Ensemble zwei seiner größeren Ensemblewerke: Passacaille pour Tokyo aus dem Jahr 1994 sowie das 2022 in Paris uraufgeführte Grammaires du sonore, in dem der Komponist neue Formen musikalischer Grammatik und Syntax erkundet. Vervollständigt wird das Programm durch ebenso zukunftsweisende Kammermusik aus den letzten Lebensjahren Claude Debussys.
Sie waren seit der Eröffnung des Pierre Boulez Saals in ganz unterschiedlichen musikalischen Formationen hier zu erleben. Worin besteht die besondere Herausforderung, im gleichen Konzert quasi solistisch und als Teil eines großen Ensembles zu spielen?
Als Solistin steht man immer im Mittelpunkt und muss das Publikum mit der eigenen musikalischen Präsenz und Ausdrucksstärke überzeugen. In einem größeren Ensembles ist es dagegen wichtig, sensibel auf die anderen Musiker:innen bzw. den oder die Dirigent:in zu reagieren und sich dem Gesamtklangbild anpassen. Die Herausforderung besteht genau in diesem ständigen Rollenwechsel. Das kenne ich sehr gut als Solo-Bratscherin der Staatskapelle Berlin – ich muss einerseits meine künstlerische Stimme bewahren und sie bei meinen Soli zum Ausdruck bringen und dann sofort wieder ein Schritt zurücktreten und mich in den musikalischen Kontext einfügen können. Vielleicht liegt dieser Rollenwechsel Bratscher:innen besonders gut: Die Bratsche war historisch gesehen sehr lange ein Begleitinstrument und hat sich erst im 20. Jahrhundert wirklich zu einem Soloinstrument entwickelt. Deswegen müssen wir heutzutage meisterhafte Flexibilität besitzen. Genau deshalb liebe ich es, in Konzerten des Boulez Ensembles mitzuwirken, weil ich hier meine künstlerischen und instrumentalistischen Grenzen immer weiter ausloten kann.
Konzentrieren Sie sich zuerst eher auf die technischen Schwierigkeiten, wenn Sie ein unbekanntes Stück zeitgenössischer Musik lernen, oder auf den musikalischen Zusammenhang?
Grundsätzlich lassen sich technische und musikalische Aspekte in der Musik schwer voneinander trennen. Jede:r Komponist:in hat eine eigene „technische“ Sprache, in der musikalische Ideen ausgedrückt werden. Wenn ich ein neues Stück lerne, versuche ich erstmal, diese Sprache zu erkennen. Mit den Jahren übe ich auch mehr ohne Instrument und lese die Stimme tatsächlich so ähnlich wie ein Buch. Wenn es um Kammermusik geht, beginne ich immer mit der Partitur und organisiere meine Stimme mit einigen Angaben, die mir wichtig scheinen.
Auf der Bratsche übe ich erst dann, wenn ich eine ungefähre Vorstellung davon habe, was genau ich üben soll. Es gibt natürlich Komponist:innen, deren technische oder instrumentale Sprache besonders anspruchsvoll ist – z.B. Pierre Boulez. Ich weiß aus Erfahrung, dass seine Stücke aufgrund ihrer technischen Schwierigkeiten mehr Zeit in der Vorbereitung brauchen, deshalb würde ich mich zunächst darauf konzentrieren. Aber man darf nie den musikalischen Sinn dahinter vergessen, denn Technik ist immer nur ein Mittel zum Zweck.
Claude Debussys Kombination von Flöte, Bratsche und Harfe in seiner späte Sonate ist eher ungewöhnlich, vielleicht auch besonders „impressionistisch“. Worin liegt für Sie der Reiz dieser Besetzung?
Die Besetzung aus Flöte, Bratsche und Harfe kommt tatsächlich nicht oft in der klassischen Kammermusik vor. Die Kombination dieser drei Instrumente erzeugt eine faszinierende Klangpalette, die wirklich einmalig ist. Debussy schrieb das Stück mitten im Ersten Weltkrieg als Hommage an die verlorene Welt des Barock. Er nutzt meisterhaft die klanglichen Möglichkeiten aller drei Instrumente und stellt sie als gleichwertige Partner dar. Die Flöte verleiht der Musik eine luftige und lyrische Qualität. Sie spielt sowohl zarte, filigrane Melodien als auch kraftvolle, ausdrucksstarke Passagen. Interessant ist die Rolle der Bratsche, die durchaus solistische Momente hat und gleichzeitig mit ihrer dunklen, weichen Klangqualität oft die Flöte begleitet. Die Harfe wiederum bringt einzigartige, traumhafte Klänge und Resonanzen. Diese Sonate ist ein Juwel der Kammermusikliteratur und für mich persönlich eines der schönsten Werke des Bratschenrepertoires.