Elena Bashkirova Klavier und künstlerische Leitung
Dietrich Henschel Bariton und Sprecher
Clara-Jumi Kang Violine
Madeleine Carruzzo Violine
Michael Barenboim Viola
Sindy Mohamed Viola
Xenia Jankovic Violoncello
Sunwook Kim Klavier
Hans Krása
Tanz für Streichtrio
Gustav Mahler
Rheinlegendchen
Wo die schönen Trompeten blasen
Revelge
Ich bin der Welt abhanden gekommen
Viktor Ullmann
Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sieben Lieder ohne Worte aus opp. 62 und 67
Bearbeitung für Klavier vierhändig
Streichquintett Nr. 2 B-Dur op. 87
Hans Krása (1899–1944)
Tanz für Streichtrio (1943?)
Presto – Etwas ruhiger – Tempo I
Gustav Mahler (1860–1911)
Rheinlegendchen
Wo die schönen Trompeten blasen
Revelge
aus Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ (1892–1901)
Ich bin der Welt abhanden gekommen
aus Rückert-Lieder (1901–02)
Viktor Ullmann (1898–1944)
Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke
für Sprecher und Klavier (Rainer Maria Rilke)
I. „…den 24. November 1633…“
II. Reiten, reiten, reiten
III. Jemand erzählt von seiner Mutter
IV. Ein Tag durch den Tross
V. Der von Langenau schreibt einen Brief
VI. Rast!
VII. Als Mahl beganns
VIII. Einer, der weiße Seide trägt
IX. Die Turmstube ist dunkel
X. Ist das der Morgen?
XI. Aber die Fahne ist nicht dabei
XII. Er läuft um die Wette
XIII. Im nächsten Frühjahr
Pause
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Sieben Lieder ohne Worte aus opp. 62 und 67
Bearbeitung für Klavier vierhändig (1844)
Nr. 1 G-Dur. Andante espressivo
Nr. 2 B-Dur. Allegro con fuoco
Nr. 3 e-moll. Andante maestoso
Nr. 4 G-Dur. Allegro con anima
Nr. 5 a-moll. Venetianisches Gondellied. Andante con moto
Nr. 6 A-Dur. Allegretto grazioso
Nr. 7 Es-Dur. Andante
Streichquintett Nr. 2 B-Dur op. 87 (1845)
I. Allegro vivace
II. Andante scherzando
III. Adagio e lento
IV. Allegro molto vivace
Felix Mendelssohn, Portrait von Theodor Hildebrandt (1834)
Nur wenige hundert Meter von jenem Stadtpalais entfernt, das Abraham Mendelssohn 1825 in der Leipziger Straße erwarb, findet im Pierre Boulez Saal zum zweiten Mal das Mendelssohn-Festival statt. Erneut feiert Elena Bashkirova zusammen mit einer Reihe prominenter Musiker:innen das Werk eines Komponisten, der auf beispiellose Weise gegenwärtiges Künstlertum mit der Achtung der Tradition, jüdische Kultur mit den Idealen eines aufgeklärten Bürgertums, humanistische Bildung mit einer progressiven Weltoffenheit zu verbinden verstand. Musik Felix Mendelssohn Bartholdys und seiner Schwester Fanny tritt in einen Dialog mit Liedern Gustav Mahlers und Werken, die Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein im Angesicht der Vernichtung durch die Nationalsozialisten schufen.
Essay von Anne do Paço
„In der Musik liegt der Wille zum Leben“
Zum Programm des Mendelssohn-Festivals
Anne do Paço
Nur wenige hundert Meter von jenem Stadtpalais entfernt, das Abraham Mendelssohn 1825 in der Leipziger Straße erwarb und nicht nur zum Haus für seine Familie, sondern zu einem Treffpunkt für Kunst und intellektuellen Austausch machte, findet im Pierre Boulez Saal zum zweiten Mal das Mendelssohn-Festival statt. Erneut feiert Elena Bashkirova, Präsidentin der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung in Leipzig, zusammen mit einer Reihe prominenter Musiker:innen das Werk eines Komponisten, der auf beispiellose Weise gegenwärtiges Künstlertum mit der Achtung der Tradition, jüdische Kultur mit den Idealen eines aufgeklärten Bürgertums, humanistische Bildung mit einer progressiven Weltoffenheit zu verbinden verstand. Musik Felix Mendelssohn Bartholdys tritt in einen Dialog mit Kompositionen seiner Schwester Fanny, aber auch Liedern Gustav Mahlers und Werken, die Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein im Angesicht der Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren schufen.
Poesie und Formwille
Bereits im Kindesalter hatte Mendelssohn andere Städte und Länder kennengelernt. 1829 besuchte er erstmals London und – nach einer Serie erfolgreicher Konzerte – Schottland. Besonderen Eindruck machte auf ihn die vom Meer umtoste Fingalshöhle auf der Hebriden-Insel Staffa, bei deren Anblick es ihm nach seinen eigenen Worten „ganz seltsam zu Mute“ wurde. Mit wenigen Takten skizzierte er seinen Eindruck in Tönen als erste Keimzelle eines Orchesterwerks, das Mendelssohn dann 1830 während einer Rom-Reise zur Konzertouvertüre Die Hebriden ausarbeitete. Nach mehreren Revisionen erschien die Partitur 1833 im Druck und parallel dazu auch Mendelssohns Arrangement für Klavier zu vier Händen, die dem Werk eine größere Verbreitung sichern sollte.
Die Hebriden-Ouvertüre ist ein musikalisches Seestück inspiriert von der Atmosphäre eines vom Sturm aufgepeitschten Meeres. Der auf Staffa skizzierte Grundgedanke erscheint in mehreren Abwandlungen – wie das Wasser, das sich durch den Einfluss von Wind und Lichteinfall permanent verwandelt. Formal ist das außermusikalische Bild in einen Sonatensatz gegossen, der durch die Mittel der romantischen Poesie neue Belebung erfährt – ein Verfahren, das auch die zwischen 1829 und 1845 unter dem Titel Lieder ohne Worte zusammengefassten Klavierminiaturen prägt. Nichts Zerrissenes und Fragmentarisches findet sich in diesen Charakterstücken, sondern eine einprägsame Melodik und klare, oft der dreiteiligen Liedform folgende Architektur, in der eine poetische Idee sich voll entfalten kann. Die Bearbeitung von sieben Liedern ohne Worte aus den Opera 61 und 67 für Klavier zu vier Händen fertige Mendelssohn 1844 für zwei Prominente an, die selbst gute Musiker waren: Königin Victoria und Prinz Albert von England.
Von ganz anderem Charakter sind das Klaviertrio Nr. 2 c-moll op. 66 sowie das Streichquintett Nr. 2 B-Dur op. 87 – in kurzer Folge 1845 zu einer Zeit der Verunsicherungen und gesundheitlicher Angeschlagenheit entstanden. Sein aufreibendes Amt als Preußischer Generalmusikdirektor hatte Mendelssohn niederlegt, um in der Heimat seiner Frau Cécile Jeanrenaud – der Stadt Frankfurt und ihrer idyllischen Umgebung – Entspannung und Ruhe zu finden.
Die Ecksätze des Zweiten Klaviertrios sind motivisch und durch ihre monumentale Anlage verbunden: Das Allegro energico e con fuoco ist von grüblerischer Zerrissenheit und avancierter Harmonik. Im ebenfalls düster beginnenden Finale bricht sich mit Anklängen an einen alten Choral eine Apotheose Bahn, in der sich ein kämpferischer Lebenswille mit Gottvertrauen vereint. Trotz einer für Mendelssohn untypisch knappen Themenbildung kommt es zu weiträumigen Entwicklungen.
Das Zweite Streichquintett ist eine faszinierende Gratwanderung zwischen Leichtigkeit und Schwere, glühender Dramatik, tiefer Trauer und beseeltem „Singen“, im Finale erweitert durch elegante kontrapunktische Arbeit. Komponiert hat Mendelssohn es für den befreundeten Geiger Ferdinand David. Dessen Wunsch nach einem Stück „in stilo moltissimo concertissimo“ geriet nirgends zum virtuosen Selbstzweck.
„Stets nur Zierde“?
Auch wenn Mendelssohn immer wieder gegen Ressentiments ankämpfen musste – sei es von Seiten neidischer Kollegen, sei es aus antijüdischen oder erzkonservativen Gründen –, so machte er in kürzester Zeit doch eine Karriere, die ihn nicht nur als bedeutenden Musiker seiner Zeit positionierte, sondern auch als einflussreichen Kulturmanager. Seiner ebenso hochbegabten Schwester Fanny, die wie er eine umfassende musikalische Ausbildung erhalten hatte, blieb derartige Aufmerksamkeit versagt. „Die Musik wird für ihn [Felix] vielleicht Beruf“, schrieb Abraham Mendelssohn am 16. Juli 1820 an seine 14-jährige Tochter, „während sie für Dich stets nur Zierde, niemals Grundbass Deines Seins und Tuns werden kann und soll“ und fügte hinzu, dass „es Dich nicht weniger ehrt, dass Du […] durch Deine Freude an dem Beifall, den er sich erworben, bewiesen hast, dass Du ihn Dir an seiner Stelle auch würdest verdienen können. Beharre in dieser Gesinnung und diesem Betragen, sie sind weiblich, und nur das Weibliche ziert die Frauen.“ Vom Komponieren ließ Fanny sich allerdings nicht abhalten. Mehr als 400 Werke schuf sie und übernahm schließlich die Leitung der legendären „Sonntagsmusiken“ – jene Salons, bei denen im Hause Mendelssohn nicht nur musiziert wurde, sondern sich neben der künstlerischen auch die intellektuelle und finanzielle Elite Berlins versammelte. Unterstützung fand sie in ihrem Mann, dem Maler Wilhelm Hensel, den sie 1829, nachdem er zum Königlichen Hofmaler ernannt worden war, heiraten durfte. Er förderte ihre Liebe zur Musik und eröffnete ihr eine neue Welt, als er sie 1839 mit auf einen einjährigen Romaufenthalt nahm.
Unter dem Titel Das Jahr entstand 1841 eine der umfangreichsten Kompositionen Hensels – die Folge von 12 Klavierstücken plus Epilog eröffnet ein Kaleidoskop an Empfindungen, Naturschilderungen und inneren Gedanken, angelehnt an den Jahreskreises, aus dem das heutige Konzert die Frühlings- und Sommermonate vorstellt. In einem Capriccioso findet das launenhafte Hin und Her des Aprils seinen Ausdruck, während sich im Mai mit einer schwärmerischen Melodie und sanften Arpeggien der Frühling nicht mehr vertreiben lässt. Serenadenartige Klänge wie im Juni stehen neben jahreszeitlichen Bildern wie in der unter der Hitze stöhnenden Juli-Musik. Die ihrem Mann als Weihnachtsgabe überbrachte Komposition, zu deren Beginn Hensel selbstbewusst das „Es ist vollbracht“ aus Bachs Johannes-Passion zitiert, muss nicht nur wegen ihrer gedanklichen Fülle, sondern auch in kompositorischer Hinsicht zu den großen Klavierzyklen des 19. Jahrhunderts gerechnet werden.
Sieben Jahre früher komponierte Hensel ihr Streichquartett Es-Dur – und zog die Kritik ihres Bruders auf sich, der verlangte, „mehr auf eine bestimmte Form, namentlich in der Modulation“ zu sehen. Heute ist es gerade die ungewöhnlich kreative Infragestellung klassischer Harmonik, die zu einer ganz eigenen Balance aus kraftvoller Lyrik und melancholischer Dramatik führt, aber auch die formale Freiheit im nach dem Prinzip der Fantasie sich aufbauenden ersten Satz, die aufhorchen lässt.
Zu Lebzeiten kaum publiziert, spielte Hensels Schaffen bis in die 1980er Jahre im Musikleben keine Rolle. Heute verändern Aufführungen und Editionen ihrer Werke die Wahrnehmung der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts.
Strophen von Leben und Tod
Seit etwa 1884 interessierte Gustav Mahler sich für die Sammlung Des Knaben Wunderhorn, welche die Dichter-Freunde Achim von Arnim und Clemens Brentano zusammengetragen und 1806 und 1808 publiziert hatten. Offenbar fand er in den in einem stilisierten Volkston gehaltenen Gedichten genau das, was ihn bewegte: „Natur, Frömmigkeit, Sehnsucht, Liebe, Abschied, Tod, Geisterwesen, Landsknechtsart, Jugendfrohsinn, krausen Humor“ – so Bruno Walter. Neben Vertonungen wie Rheinlegendchen, die die Schlichtheit der Volksweisen bewusst ausstellen, stehen Lieder, die Mahlers ganz eigenen Zugriff zeigen, faszinierte ihn an den Texten doch, dass sie gerade „keine vollendeten Gedichte, sondern Felsblöcke“ seien, „aus denen jeder das seine formen“ dürfe. Für Wo die schönen Trompeten blasen wählte er zwei Wunderhorn-Texte – Unbeschreibliche Freude und Bildchen – und schliff an ihnen so lange, bis sich Sinn und Atmosphäre völlig verwandelt hatten. Beide erzählen von nächtlichen Besuchen eines Mannes bei seiner Liebsten. Während Unbeschreibliche Freude aber mit der Aussicht auf Hochzeit endet und im Bildchen der Landsknecht seinem Mädchen beim Abschied verspricht, ihr „Bild“ auf immer zu bewahren, kennt Mahlers Version nur den Verweis auf ein „Haus von grünem Rasen“ – das Grab. Die Morgenröte markiert nicht mehr das Ende einer Liebesnacht, sondern ist Metapher für ein Soldatenschicksal mit blutigem Ausgang, den das Klaviervorspiel mit amorphen Anklängen an einen Marsch, gespenstisch durchsetzt mit skelettierten Weckrufen, bereits vorwegnimmt. Ein Totentanz mit grotesken Trillern und hämmernden Akkorden über einem tänzelnden Grundrhythmus ist Revelge. Beide Lieder zeigen eine Welt jenseits jener Verherrlichung des Soldatenlebens, die wenige Jahre nach Mahlers frühem Tod in die blinde Kriegsbegeisterung des Ersten Weltkriegs mündete.
Zu den Schlüsselkomposition Mahlers zählt die Rückert-Vertonung Ich bin der Welt abhanden gekommen, über die er sagte: „Das bin ich selbst!“ Unter dem Begriff „Himmel“ verbinden sich für ihn das „Lied“ – womit er sein gesamtes Schaffen meint – und eine „Liebe“, in die auch Schmerz und Traurigkeit eingeschrieben ist. Mit einem Ganztonschritt aufwärts beginnt das Lied, mit einem Ganzton abwärts schließt es, von ihm sind alle Motive geprägt und ihm verdankt das „Versinken in die Kunst“ jene für Mahler so typische Ambivalenz.
Während Mahler bis Ende der 1920er Jahre zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten zählte, war Mendelssohns Werk ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr aus den Konzertsälen verdrängt worden. Mahler, der sich 1897 in Hamburg katholisch hatte taufen lassen, um im Wiener Kulturleben Karriere machen zu können, war immer wieder antisemitischen Attacken ausgesetzt. 1832 soll für die Ablehnung von Mendelssohns Kandidatur als Zelters Nachfolger in der Leitung der Berliner Singakademie seine jüdische Herkunft eine Rolle gespielt haben. Als 1833/34 Zelters Briefwechsel mit Goethe veröffentlicht wurde, entdeckte die Familie darin eine ganze Reihe verletzender Bemerkungen des einst so verehrten Lehrers, darunter Zelters Ankündigung von Mendelssohns erstem Besuch bei Goethe: „Er ist zwar ein Judensohn, aber kein Jude. Der Vater hat mit bedeutender Aufopferung seine Söhne nicht beschneiden lassen; es wäre wirklich einmal eppes Rohres [etwas Rares], wenn aus einem Judensohn ein Künstler würde.“
Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde auch Mahlers Musik gewaltsam zum Verstummen gebracht. Mahler habe „als fanatischer Typus des ostjüdischen Rabbiners […] an die Stelle des organisch gewachsenen abendländischen Tonsystems“ ein „Chaos“ gesetzt, „in welchem ein Nichtjude sich unmöglich mehr zurechtfinden kann“ und darüber hinaus „als Missdeuter deutscher Musik […] ausschließlich den jüdischen Herrschaftszielen“ gedient – so heißt es in dem „Beitrag zur Kultur- und Rassenpolitik“ Judentum und Musik des Musikologen Karl Blessinger.
Musik als Mittel zum Überleben
Was geschieht, wenn sich derartige Verschwörungstheorien und antisemitische Paranoia mit den Möglichkeiten totalitärer Repressionsapparate verbinden – daran erinnern Orte wie Theresienstadt, Auschwitz, Dachau, Buchenwald. Mahlers Schwager Eduard Rosé und seine Nichte Alma Rosé fanden dort ihren Tod. Viktor Ullmann, Hans Krása und Gideon Klein wurden im Oktober 1944 mit dem sogenannten „Künstlertransport“ nach Auschwitz deportiert. Krása starb am 17. Oktober, Ullmann am 18. Oktober 1944 durch Vergasung. Klein kam unter nicht geklärten Umständen in den Kohlegruben des Außenlagers Fürstengrube um, als dieses Anfang 1945 geräumt und die zurückgelassenen Häftlinge von einem SS-Sonderkommando erschossen wurden. Zuvor waren die drei Komponisten seit 1941 bzw. 1942 in Theresienstadt interniert gewesen – einst ein kleines, von Kaiser Joseph II. als Garnisonsstützpunkt ausgebautes, auf 4.000 Einwohner angelegtes Städtchen, das die Nazis zum größten jüdischen Ghetto Tschechiens umfunktionierten, um nach Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung über 70.000 Menschen auf engstem Raum zusammenzupferchen, darunter zahlreiche Künstler:innen und prominente Wissenschaftler.
Krása, der mit Klein bereits nach der deutschen Besatzung Prags heimliche Künstlertreffen organisiert und für ein jüdisches Waisenhaus die Kinderoper Brundibár komponiert hatte, engagierte sich in Theresienstadt in der sogenannten „Freizeitgestaltung“. Konzerte, Opern-, Theater-, Kabarettaufführungen und Jazzsessions waren für die Internierten Widerstandssymbol und gemeinschaftsbildendes Überlebensmittel. Dass die Nationalsozialisten auf die Auswahl der hier aufgeführten Musik keinen Einfluss hatten, hielt sie nicht davon ab, sie zu Propagandazwecken und zur Verschleierung der Judenvernichtung zu missbrauchen.
Krása fand paradoxerweise erst unter den Theresienstädter Bedingungen zu einer Fokussierung aufs Komponieren. Sein Tanz für Streichtrio entstand wahrscheinlich 1943. Inspiration war böhmische Volksmusik, deren Melodien Krása mit hämmernden Rhythmen und harschen Dissonanzen ins Groteske zieht. Nur einmal, „etwas ruhiger“, bricht sich eine visionäre Gegenwelt voller Weichheit in den Kantilenen Bahn.
Wie Krása engagierte sich auch Klein intensiv im kulturellen Lagerleben. Als Pianist wirkte er in Konzerten mit und neben Chormusik entstanden Kammermusikwerke, die heute zu den wichtigen des 20. Jahrhunderts zählen. Das am 7. Oktober 1944 vollendete Streichtrio beginnt mit einem wilden Perpetuum mobile der Violine über einem behäbigen Tanzschritt im Cello. Ein zweites Thema wird in der erweiterten Rondoform vielfältig abgewandelt. Wiederholungen und polyrhythmische Verschiebungen prägen den obsessiven Charakter des Satzes, den Klein im Finale erneut aufgreift. Dazwischen setzte er eine verschlüsselte Botschaft: Die in acht Variationen verarbeitete mährische Volksweise Der Turm von Knezdub, die von einer sich in die Lüfte aufschwingende Wildgans erzählt, wird bei Klein zum Symbol der Freiheit. Vor seiner Deportation nach Auschwitz vertraute er die Partitur einer Freundin an. Am 6. Juni 1946 fand die Uraufführung durch das Tschechoslowakische Streichquartett im Prager Rudolfinum statt – organisiert von Kleins Schwester Lisa, die den Holocaust überlebt hatte. International bekannt wurde das Werk jedoch erst mit der Druckveröffentlichung der Partitur 1993.
Opposition und Mahnung
Viktor Ullmann, Schüler u.a. von Arnold Schönberg und bereits in den 1920er Jahren ein angesehener Komponist sowie Kapellmeister in Prag und Zürich, ließ sich für sein letztes, auf den 4. und 12. Juli 1944 datiertes Werk von Rainer Maria Rilkes Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke inspirieren – eine kurze Erzählung, wie die Soldatenlieder des von Ullmann zutiefst bewunderten Mahler, über die düsteren, dem Leben abgewandten Seiten scheinbaren Heldentums. Zwischen 1899 und 1906 hatte Rilke die Geschichte eines jungen Adligen verfasst, der 1663 als Fahnenträger in den Krieg gegen die Türken zog, dort Kameradschaft und Grauen, Erotik und Einsamkeit erlebte und schließlich einen sinnlosen Tod starb. Für Rilke wurde das Poem zu einem großen Erfolg, für viele deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg war es die „Bibel“ im Tornister. So auch für Ullmann, der sich das Buch 1918 nach Barcola bei Triest schicken ließ, wo er als Fähnrich Kriegsdienst tat. 46 Jahre später komponierte er den Cornet in Theresienstadt als Melodram. Die Partitur ist nur in einem schwer leserlichen Particell überliefert, von der geplanten Orchestrierung liegen nur zwölf Takte vor. Für den Vortrag des Textes räumte Ullmann dem Sprecher großen Interpretationsspielraum ein, kennzeichnet die Textverteilung über den Noten doch nur ein „ungefähres Zusammentreffen“. Zwölf Szenen – die Dietrich Henschel und Elena Bashkirova im heutigen Konzert um weitere Abschnitte aus Rilkes Text ergänzen – wählte Ullmann aus und schuf korrespondierend zu der von einer hohen Musikalität und einprägsamen Bildern geprägten Sprache des Dichters eine Komposition von großer expressiver Kraft und emotionaler Dichte.
„In der Musik liegt der Wille zum Leben“ lautete ein Credo Ullmanns. Seine in Theresienstadt entstandenen Werke künden von einer tiefen Auseinandersetzung mit Leben und Tod in einem existenziellen Ausnahmezustand. Wie die Kompositionen Kleins und Krásas repräsentieren sie aber auch den Willen zur Hoffnung, sind Opposition und Mahnung – Musik, die überlebt hat, weil sie nicht datiert ist, sondern jenseits ihrer Entstehungsumstände als Kunst an sich und damit als überzeitliches Zeugnis der Freiheit und Menschlichkeit vor uns steht.
Anne do Paço studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Berlin. Nach Engagements am Staatstheater Mainz und der Deutschen Oper am Rhein ist sie seit September 2020 Chefdramaturgin des Wiener Staatsballetts. Sie veröffentlichte Aufsätze zur Musik- und Tanzgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts und war als Autorin u.a. für die Kammerphilharmonie Bremen, das Wiener Konzerthaus und die Opéra National de Paris tätig.
Viktor Ullmann, 1924
In the first program of the Pierre Boulez Saal’s Mendelssohn Festival, music by Hans Krása and Viktor Ullmann, who both perished in the Holocaust, is juxtaposed with songs by a Jewish composer of an earlier generation, Gustav Mahler, as well as piano and chamber works by Felix and Fanny Mendelssohn.
Program Note by Richard Wigmore
Of Love and Death
Works by Krása, Mahler, Ullmann, and Mendelssohn
Richard Wigmore
An Artist of Tragic Fame
Of the Czech-Jewish composers who perished in the Holocaust, Prague-born Hans Krása was the most eclectic. Prime early influences were Alexander Zemlinsky, with whom he studied in Prague, and Stravinsky in neoclassical mode. Initially regarded as something of a dilettante, Krása achieved tragic fame under the Nazis. Like so many of his more prominent Jewish countrymen, he was deported to the “model camp” of Theresienstadt (Terezín): a former garrison which crammed 60,000 prisoners into accommodation built for 6,000 soldiers. Here Krása’s children’s opera Brundibár was performed more than 50 times, with a cast of hundreds. After a Nazi-arranged propaganda performance for the visiting Red Cross in October 1944, 18,000 prisoners were piled into cattle trucks en route to Auschwitz. Among them were composers Gideon Klein, Viktor Ullmann, Pavel Haas, and Krása. Six months earlier Gustav Mahler’s niece, the violinist Alma Rosé, who had directed an orchestra of female prisoners in Auschwitz, had died in the camp of botulism.
In the hideous conditions of Theresienstadt, Krása also composed and performed songs, an overture and—his last works—two pieces for string trio. Of these, Dance (Tanec) is in effect a scherzo with a central trio. In the outer sections Czech-Jewish folk melodies are underpinned by driving ostinato rhythms (shades here of Bartók) and broken by sudden shudders. The tempo slows for the lyrical trio, whose “sentimental,” even sleazy harmonies have a faint whiff of the cabaret.
Fairy Tales and Night Scenes
A Jewish composer of an earlier generation, Gustav Mahler, found relief from the frustrations and explosive confrontations of his job at the Hamburg Opera in his long vacations on the Attersee in the Salzkammergut. It was during these summer respites in the 1890s that he composed most of his Des Knaben Wunderhorn (The Youth’s Magic Horn) songs, drawing on a collection of folk poems published between 1806 and 1808 by Achim von Arnim and Clemens Brentano. These examples of popular, “natural” art, in part a reaction against the Enlightenment and all things French, were nostalgically cherished by the early Romantics as an antidote to a world of encroaching industrialization.
Mahler had known the Wunderhorn anthology since his childhood in the German-speaking Moravian town of Iglau; and it is not fanciful to link his fascination with the poems of military marches, drummer boys, and sentries with his own boyhood experiences. Just around the corner from the theater where Mahler played from the age of ten was a barracks. During the early 1870s, the town was occupied by Bismarck’s Prussian troops. The sound of bugle calls, fanfares, and marches was part of the boy’s everyday experience. Like the songs of the soldiers and their local girls, they would haunt him for the rest of his life.
In his Wunderhorn settings Mahler treats folk song, military band music, ländler, and Viennese waltzes with mingled affection, irony and tragic realism. First on tonight’s program, though, is a rare Mahlerian song of innocence: Rheinlegendchen, a delightful fairy-tale in the style of a rustic ländler in which the pianist seems to mimic a folk-fiddler.
The other two Wunderhorn songs are chilling, hallucinatory night scenes. Wo die schönen Trompeten blasen depicts an encounter between a girl and the ghost of her soldier sweetheart, pre-echoing Kipling’s and Housman’s poems of doomed and phantasmal soldiers. A funeral march, evoking muffled drums and distant bugles, is poignantly juxtaposed with music of lulling tenderness, whose gently swaying rhythms evoke first a slow ländler, then, at “Willkommen, lieber Knabe mein,” a hypnotic lullaby. Revelge is perhaps the most bitter anti-war song ever written. To a heartless quick march, the defeated regiment parades through the village as a mass of spectral skeletons. Eerie swagger (including a gruesomely frivolous “trallali” refrain) alternates with heartbreaking pathos as the drummer boy bids farewell to his sweetheart.
Tonight’s Mahler group ends with the rapt Ich bin der Welt abhanden gekommen, one of five songs to poems by Friedrich Rückert and a vocal counterpart to the famous Adagietto of the Fifth Symphony. The text, on the familiar Romantic theme of withdrawal into a secluded world of art and nature, made a deep personal appeal to Mahler, who said of the song: “It is my very self.”
War Scenes
Like his contemporary Hans Krása, Silesian-born Viktor Ullmann was arrested by the Nazis, deported to Theresienstadt, and murdered in Auschwitz in 1944. As a young man in Vienna, he had studied with Arnold Schoenberg, and his teacher’s spirit, though not his strict twelve-tone system, permeates much of his music, including his last work, the melodrama Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke (The Lay of Love and Death of Cornet Christoph Rilke). Composed and performed in Theresienstadt in 1944, his setting of Rainer Maria Rilke’s famous (in German-speaking lands) 1899 ballad may have been inspired by Schoenberg’s 1942 Ode to Napoleon, to verses by Byron.
Set during the Turkish wars of the early 1660s, Rilke’s ballad is distilled by Ullmann into 12 pithy scenes. From the “riding” music of the opening to the desultory final lament, the pianist-as-orchestra acts as animator, commentator, and scene painter. The scenes chronicle the adventures of the young aristocrat Christoph Rilke, whom the poet thought to be a distant ancestor (he wasn’t). The teenager comes of age, rides out into the world, and joins the army as a cornet. After an evening of festivities in a castle he meets a mysterious countess and spends the night with her. The next day the cornet meets a heroic death by “sixteen curved sabers.” At the close he is mourned by his mother, now an old woman.
Keyboard Miniatures
Felix Mendelssohn and Gustav Mahler both suffered from anti-Semitic sneers throughout their lives. Three years after Mendelssohn’s premature death, Richard Wagner’s anonymously published polemic Das Judentum in der Musik (Jewry in Music) argued that the composer’s Jewishness prevented him from achieving true artistic greatness. The nadir came under the Nazis, when his works were banned. In 1936 his statue in Leipzig was torn down at the behest of the deputy mayor. The “Aryan” Carl Orff (of Carmina Burana fame) was commissioned to replace Mendelssohn’s “decadent” Midsummer Night’s Dream music. He duly obliged. But to the Nazis’ discomfort, Orff’s incidental music never caught on.
A century earlier, during his short lifetime, Mendelssohn was revered to the point of adulation, both in Germany and in Britain, which he visited ten times. His popularity, in Victorian Britain especially, was sealed by the eight volumes of Lieder ohne Worte (Songs without Words) published at regular intervals from 1832. Predominantly lyrical in character, these keyboard miniatures blur the boundaries between song and the Romantic “character piece.” All are marked by Mendelssohn’s scrupulous craftsmanship and gift for shapely, rounded melody. Not for nothing did Robert Schumann dub him the “Mozart of the 19th century.”
Piano duets were the most popular form of 19th-century domestic music-making. Mendelssohn himself created arrangements of several of his Lieder ohne Worte, including the set of six which appeared in 1844 as Op. 62, and the first of the Op. 67 set. The first and last of the Op. 62 pieces are tender lyrics, with that essential Mendelssohnian quality of innocence (Op. 62 No. 6 became popular as “Spring Song”). Op. 62 No. 5 is a haunting Venetian Gondellied, while Nos. 2 and 4 evoke a male-voice chorus. Opening with fanfares suggestive of low brass and muffled drums, No. 3 quickly acquired the nickname Trauermarsch (Funeral March). When he composed this early in 1843, Mendelssohn may well have been thinking of his mother Lea, who had died in December 1842.
Quintessential Mendelssohn
By the early 1840s, Mendelssohn’s unremitting activities as composer, conductor, pianist, and administrator had taken their toll on his health. A note of weariness and satiety creeps into his letters. And despite his happy marriage to Cécile Jeanrenaud, daughter of a Frankfurt pastor, he seems to have suffered increasingly from depression. Yet Mendelssohn continued to compose prolifically. Masterpieces of these years include the ever-popular Violin Concerto, the C-minor Piano Trio, and the String Quintet in B flat, completed in July 1845 and published posthumously as Op. 87. All three works should scotch once and for all the tired cliché that the composer’s genius declined irretrievably after the brilliance of youth.
As in his early A-major String Quintet Op. 18, Mendelssohn in Op. 87 followed his beloved Mozart by including a second viola, rather than a second cello, à la Schubert. The opening Allegro vivace explodes into life with a violin rocketing theme above orchestral-style tremolos: an homage, perhaps, to the famous Octet of two decades earlier. Parts of this movement, and of the finale, sound like a scaled-down violin concerto, though Mendelssohn balances virtuoso exuberance with shadowy, viola-led contrasting themes. As so often in his works, the moment of recapitulation is especially memorable. After a long, slow-burn crescendo, the main theme is intoned fortissimo by the second violin beneath a sustained descant high in the first violin. Violins then swap roles, with the first continuing the theme against a countermelody in the second.
Opening as a wistful violin serenade above strumming pizzicatos, the G-minor Andante scherzando is quintessential Mendelssohn. The fine-spun textures are enchantingly varied, enlivened by the composer’s unselfconscious contrapuntal mastery. As in the first movement, the lyrical second theme exploits the dusky sonority of the viola.
Distantly echoing the Adagio of Beethoven’s first “Razumovsky” Quartet Op. 59 No. 1, the Adagio, in D minor, is one of Mendelssohn’s noblest elegies. Like some forlorn prima donna, the first violin sings its impassioned song against shuddering tremolos and agitated “drum” rhythms. At the searing final climax, the music brightens from minor to major, and the movement closes in a mood of chastened serenity. Sentiment is then swept aside by the exuberant finale, whose moto perpetuo bustle is offset by characteristic pools of reflective tenderness.
Richard Wigmore is a writer, broadcaster, and lecturer specializing in Classical and Romantic chamber music and lieder. He writes for Gramophone, BBC Music Magazine, and other journals, and has taught at Birkbeck College, the Royal Academy of Music, and the Guildhall. His publications include Schubert: The Complete Song Texts and The Faber Pocket Guide to Haydn.

Elena Bashkirova
Klavier und künstlerische Leitung
Elena Bashkirova absolvierte ihr Klavierstudium am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium in der Klasse ihres Vaters Dmitri Bashkirov. Wichtige Impulse erhielt sie von Künstlern wie Pierre Boulez, Sergiu Celibidache, Christoph von Dohnányi und Michael Gielen. Eine enge und langjährige künstlerische Zusammenarbeit verbindet sie heute u.a. mit Lawrence Foster, Karl-Heinz Steffens, Ivor Bolton, Manfred Honeck und Antonello Manacorda. Neben Auftritten als Solistin mit Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, dem Orchestre de Paris und dem Chicago Symphony Orchestra nimmt Kammermusik einen wichtigen Platz in ihrem Schaffen ein; regelmäßig arbeitet sie mit Sänger:innen wie Matthias Goerne, René Pape, Robert Holl, Dorothea Röschmann und Anna Netrebko. 1998 rief Elena Bashkirova das Jerusalem International Chamber Music Festival ins Leben, das sie seitdem als künstlerische Leiterin gestaltet. Seit 2012 findet in Berlin jährlich das Schwesterfestival Intonations statt. Mit dem Jerusalem Chamber Music Festival Ensemble gab Elena Bashkirova weltweit Gastspiele und war bei den Festspielen in Lucerne, Verbier und im Rheingau, beim Beethovenfest Bonn und beim Klavier-Festival Ruhr zu hören. Als Nachfolgerin des Dirigenten Kurt Masur wurde sie 2020 zur Präsidentin der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung in Leipzig ernannt.
Dezember 2023

Dietrich Henschel
Bariton und Sprecher
Dietrich Henschel ist gleichermaßen als Opern-, Konzert-, Lied- und Oratoriensänger international erfolgreich. Sein Durchbruch gelang ihm mit der Darstellung der Titelrollen in Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg an der Deutschen Oper Berlin und in Busonis Doktor Faust unter Kent Nagano an der Opéra de Lyon und am Pariser Théâtre du Châtelet. Die CD-Einspielung der letzteren Produktion wurde 2001 mit einem Grammy als beste Opernaufnahme ausgezeichnet. Sein Repertoire reicht von Monteverdi bis zur musikalischen Avantgarde und umfasst Rollen wie Wolfram (Tannhäuser), Figaro (Il barbiere di Siviglia), Don Giovanni, Wozzeck, Dr. Schön (Lulu), Golaud (Pelléas et Mélisande), Nick Shadow (The Rake’s Progress), Frank (Die tote Stadt) und The Mad Hatter in Unsuk Chins Alice in Wonderland. Darüber hinaus schrieben Komponisten wie Peter Eötvös, Detlev Glanert, Manfred Trojahn und Peter Ruzicka Partien für ihn. Auf der Konzertbühne arbeitete Dietrich Henschel u.a. mit Riccardo Chailly, Semyon Bychkov, Sir Simon Rattle, Sir John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Nikolaus Harnoncourt und Sir Colin Davis zusammen. Besonders am Herzen liegen ihm interdisziplinäre und multimediale Projekte. So präsentierte er inszenierte Versionen von Schuberts Liederzyklen u.a. am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, am Theater an der Wien, an der Norske Opera in Oslo und an der Komischen Oper Berlin und realisierte mit der Regisseurin Clara Pons mehrere Projekte rund um Vokalwerke von Hugo Wolf und Gustav Mahler.
Dezember 2023

Clara-Jumi Kang
Violine
Clara-Jumi Kang begann ihr Violinstudium bereits im Kindesalter an den Musikhochschulen von Mannheim und Lübeck sowie an der New Yorker Julliard School und vervollständigte ihre Ausbildung später an der Korean National University of Arts und zuletzt bei Christoph Poppen an der Hochschule für Musik und Theater in München. Sie gewann erste Preise bei den Wettbewerben von Indianapolis, Sendai und Seoul und arbeitete als Solistin in jüngerer Vergangenheit u.a. mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, dem Gürzenich-Orchester Köln, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem BBC Philharmonic Orchestra und dem BBC National Orchestra of Wales bei den BBC Proms zusammen. In der aktuellen Saison gibt sie ihr Solo-Debüt beim Edinburgh Festival sowie mit dem Israel Philharmonic Orchestra und dem Budapest Festival Orchestra (beide unter der Leitnug von Lahav Shani), dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Detroit und dem Cincinnati Symphony Orchestra. Im vergangenen Monat gastierte sie mit den Münchner Philharmonikern und Myung-Whun Chung in Südkorea. Als Kammermusikerin gastiert Clara-Jumi Kang regelmäßig in den wichtigsten Konzertsälen der Welt und tritt dabei u.a. gemeinsam mit Künstler:innen wie Janine Jansen, Gidon Kremer und Mischa Maisky auf.
Dezember 2023

Madeleine Carruzzo
Violine
Madeleine Carruzzo wurde im schweizerischen Sion geboren und schloss ihr Violinstudium bei Tibor Varga an der Musikhochschule Detmold mit Auszeichnung ab. Von 1978 bis 1981 wirkte sie als Konzertmeisterin des Kammerorchesters Tibor Varga. 1982 wurde sie als erste Musikerin Mitglied der Berliner Philharmoniker, denen sie bis 2023 angehörte. Im Kammermusikrepertoire arbeitete sie neben Elena Bashkirova u.a. mit Yefim Bronfman, Sir András Schiff, Radu Lupu, Nikolaj Szeps-Znaider, Renaud Capuçon, Nobuko Imai, Gérard Caussée, Frans Helmerson und Boris Pergamenschikow zusammen und gastierte bei den Festivals in Salzburg, Lockenhaus, Schleswig-Holstein und Jerusalem. 2001 wurde sie mit dem Preis der Rünzi-Stiftung und 2012 mit dem Preis der Stadt Sion ausgezeichnet.
Dezember 2023

Michael Barenboim
Viola
Der in Paris geborene und in Berlin aufgewachsene Michael Barenboim studierte Violine bei Axel Wilczok an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sowie Philosophie an der Pariser Sorbonne. Neben seiner Beschäftigung mit dem klassisch-romantischen Repertoire widmet er sich insbesondere der zeitgenössischen Musik. Ihn verband eine langjährige künstlerische und persönliche Freundschaft mit Pierre Boulez, dessen Anthèmes 1 und 2 und Dérive 2 er 2015 zum 90. Geburtstag des Komponisten u.a. in Berlin, London, Paris und bei den Salzburger Festspielen aufführte. Er trat mit renommierten Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra auf und arbeitete dabei mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Christoph Eschenbach, Gustavo Dudamel und Lorin Maazel zusammen. Zu seinen kammermusikalischen Partnern zählen u.a. Guy Braunstein, Frans Helmerson und Sir András Schiff. Außerdem tritt er regelmäßig gemeinsam mit seinen Eltern Daniel Barenboim und Elena Bashkirova auf. Im Jahr 2020 übernahm Michael Barenboim die Position des Bratschers im Michelangelo String Quartet. Er ist Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra und rief im Jahr 2019 das West-Eastern Divan Ensemble ins Leben. Seit Juli 2020 wirkt er als Dekan an der Barenboim-Said Akademie, an der er auch eine Professur für Violine und Kammermusik innehat.
Dezember 2023

Sindy Mohamed
Viola
Sindy Mohamed wurde 1992 in Marseille geboren und erhielt im Alter von acht Jahren ersten Bratschenunterricht. Nach ihrem Abschluss am Conservatoire ihrer Heimatstadt vervollständigte sie ihre Ausbildung am Pariser Conservatoire bei Pierre-Henri Xuereb, an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und der Kronberg Academy bei Tabea Zimmermann. Auftritte führten die Preisträgerin des Internationalen Anton-Rubinstein-Wettbewerbs u.a. zur Royal Northern Sinfonia unter der Leitung von Lars Vogt, zu den Heidelberger Sinfonikern, zum Cairo Symphony Orchestra, zu den Mannheimer Schlosskonzerten, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und zum Heidelberger Frühling. Als Kammermusikerin und Solistin gastiert sie regelmäßig u.a. beim Moritzburg Festival, bei der Schubertiade Hohenems, beim Kronberg Festival, dem Festival d’Aix-en-Provence und den Folles Journées in Nantes. Dabei arbeitete sie mit Renaud Capuçon, Isabelle Faust, Lawrence Power, Jan Vogler, Maximilian Hornung und Kian Soltani zusammen. Seit 2013 ist sie Mitglied des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim. Sie spielt auf einer um 1700 von Matteo Goffriller in Venedig gebauten Viola, einer Leihgabe der Beare’s International Violin Society in London.
Dezember 2023

Xenia Jankovic
Violoncello
Die Cellistin Xenia Jankovic wurde im ehemaligen Jugoslawien geboren und studierte in Moskau bei Mstislav Rostropovich und Stefan Kalianov, in der Schweiz bei Pierre Fournier und Guy Fallot und in Deutschland bei André Navarra. Weitere wichtige Mentoren waren György Sebők und Sándor Vegh. Ihre Diskographie umfasst Werke von Bach, Beethoven, Brahms, Chopin, Franck, Dvořák, Debussy, Haydn, Elgar, Prokofjew, Chatschaturjan, Schostakowitsch und anderen. Als Kammermusikerin tritt sie regelmäßig bei renommierten Festivals auf und ist Mitglied des Hamlet Piano Trio, mit dem sie Werke von Mendelssohn, Beethoven und Schubert einspielte. Von 2006 bis 2017 war Xenia Jankovic künstlerische Leiterin des Festivals Musikdorf Ernen in der Schweiz. 2018 rief sie das Projekt Inspirimus ins Leben, zwei Jahre später das gleichnamige Ensemble, dem sie in jüngerer Zeit verstärkt ihre Aufmerksamkeit widmet. Sie ist Professorin an der Musikhochschule Detmold und gibt weltweit Meisterkurse.
Dezember 2023

Sunwook Kim
Klavier
Der Pianist Sunwook Kim machte erstmals 2006 mit dem Gewinn der renommierten Leeds International Piano Competition international auf sich aufmerksam. Zuvor konnte er bereits den Internationalen Klavierwettbewerb in Ettlingen sowie den Concours Clara Haskil für sich entscheiden. Seitdem gastierte er als Solist u.a. bei den Berliner Philharmonikern, dem London Symphony Orchestra, dem Concertgebouworchester, der Staatskapelle Dresden, dem Chicago Symphony, dem NDR Elbphilharmonieorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und vielen weiteren führenden Klangkörpern unter Dirigent:innen wie Karina Canellakis, Nathalie Stutzmann, Jakub Hrůša, Sir Mark Elder, Paavo Järvi, David Afkham und Sir John Eliot Gardiner. Mit Klavierabenden wurde er u.a. an die Londoner Wigmore Hall, die Queen Elizabeth Hall, die Philharmonie de Paris, das Théâtre des Champs-Élysées, ans Beethovenhaus Bonn und zum Klavier-Festival Ruhr eingeladen. Sunwook Kims Diskographie umfasst Werke von Ludwig van Beethoven, César Franck, Johannes Brahms, Unsuk Chin und vielen anderen; gemeinsam mit der Geigerin Clara-Jumi Kang nahm er Violinsonaten von Beethoven auf. Neben seiner Laufbahn als Pianist studierte er auch Dirigieren an der Londoner Royal Academy of Music und leitete Konzerte u.a. mit dem Bournemouth Symphony Orchestra, dem Seoul Philharmonic und dem Macao Orchestra.
Dezember 2023