THOMAS HAMPSON & WOLFRAM RIEGER
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DIE GEDICHTE: INTERAKTIV ENTDECKEN
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Der Sänger
Franz Schubert
„Was hör’ ich draußen vor dem Tor,
Was auf der Brücke schallen?
Lass den Gesang vor unserm Ohr
Im Saale widerhallen!“
Der König sprach’s, der Page lief,
Der Page kam, der König rief:
„Lasst mir herein den Alten!“
„Gegrüßet seid mir, edle Herrn,
Gegrüßt ihr schönen Damen!
Welch’ reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt Augen euch, hier ist nicht Zeit,
Sich staunend zu ergötzen.“
Der Sänger drückt’ die Augen ein
Und schlug in vollen Tönen;
Die Ritter schauten mutig drein,
Und in den Schoß die Schönen.
Der König, dem es wohlgefiel,
Ließ, ihn zu ehren für sein Spiel,
Eine goldne Kette holen.
„Die goldne Kette gib mir nicht,
Die Kette gib den Rittern,
Vor deren kühnem Angesicht
Der Feinde Lanzen splittern.
Gib sie dem Kanzler, den du hast,
Und lass ihn noch die goldne Last
Zu andern Lasten tragen.
Ich singe, wie der Vogel singt,
Der in den Zweigen wohnet;
Das Lied, das aus der Kehle dringt,
Ist Lohn, der reichlich lohnet.
Doch darf ich bitten, bitt’ ich eins:
Lass mir den besten Becher Weins
In purem Golde reichen.“
Er setzt’ ihn an, er trank ihn aus:
„O Trank voll süßer Labe!
O, wohl dem hochbeglückten Haus,
Wo das ist kleine Gabe!
Ergeht’s euch wohl, so denkt an mich
Und danket Gott so warm, als ich
Für diesen Trunk euch danke.“
Auf dem Land und in der Stadt
Auf dem Land und in der Stadt
Erwin
Auf dem Land und in der Stadt
Hat man eitel Plagen,
Muss ums Bisschen, was man hat,
Sich mit’m Nachbar schlagen.
Rings auf Gottes Erde weit
Ist nur Hunger, Kummer, Neid,
Dich hinauszutreiben.
Bernardo
Erdennot ist keine Not
Als dem Feig- und Matten.
Arbeit schafft Dir täglich Brot,
Dach und Fach und Schatten.
Rings, wo Gottes Sonne scheint,
Findst ein Mädchen, findst einen Freund,
Lass’ uns immer bleiben!
Das Blümlein Wunderschön
Das Blümlein Wunderschön
Graf
Ich kenn’ ein Blümlein Wunderschön
Und trage darnach Verlangen,
Ich möcht’ es gerne zu suchen gehn,
Allein ich bin gefangen.
Die Schmerzen sind mir nicht gering,
Denn als ich in der Freiheit ging,
Da hatt’ ich es in der Nähe.
Von diesem ringsum steilen Schloss
Lass ich die Augen schweifen,
Und kann’s vom hohen Turmgeschoss
Mit Blicken nicht ergreifen,
Und wer mir’s vor die Augen brächt’,
Er wäre Ritter oder Knecht,
Der sollt’ mein Trauter bleiben.
Rose
Ich blühe schön und höre dies,
Hier unter deinem Gitter.
Du meinest mich, die Rose, gewiss,
Du edler armer Ritter!
Du hast gar einen hohen Sinn,
Es herrscht die Blumenkönigin
Gewiss auch in deinem Herzen.
Graf
Im grünen Überkleide;
Darob das Mädchen dein begehrt,
Wie Gold und edel Geschmeide.
Dein Kranz erhöht das schönste Gesicht:
Allein du bist das Blümchen nicht,
Das ich im Stillen verehre.
Das Röschen hat gar stolzen Brauch
Und strebet immer nach oben;
Doch wird ein liebes Liebchen auch
Der Lilie Zierde loben.
Wem’s Herze schlägt in treuer Brust
Und ist sich rein, wie ich, bewusst,
Der hält mich wohl am höchsten.
Graf
Ich nenne mich zwar keusch und rein,
Und rein von bösen Fehlen;
Doch muss ich hier gefangen sein
Und muss mich einsam quälen.
Du bist mir zwar ein schönes Bild
Von mancher Jungfrau rein und mild,
Doch weiß ich noch was Liebers.
Das mag wohl ich die Nelke sein,
Hier in des Wächters Garten,
Wie würde sonst der Alte mein
Mit so viel Sorge warten?
Im schönen Kreis der Blätter Drang,
Und Wohlgeruch das Leben lang,
Und alle tausend Farben.
Graf
Sie ist des Gärtners Wonne,
Bald muss sie in dem Lichte stehn,
Bald schützt er sie vor der Sonne,
Doch was den Grafen glücklich macht
Es ist nicht ausgesuchte Pracht,
Es ist ein stilles Blümchen.
Veilchen
Ich steh verborgen und gebückt,
Und mag nicht gerne sprechen,
Doch will ich, weil sich’s eben schickt,
Mein tiefes Schweigen brechen.
Wenn ich es bin, du guter Mann,
Wie schmerzt mich’s, dass ich hinauf nicht kann,
Dir alle Gerüche senden.
Graf
Das gute Veilchen schätz’ ich sehr,
Es ist sogar bescheiden
Und duftet so schön; doch brauch’ ich mehr
In meinen herben Leiden;
Ich will es euch nur eingestehn:
Auf diesen dürren Felsenhöh’n
Ist’s Liebchen nicht zu finden.
Doch wandelt unten an dem Bach,
Das treuste Weib der Erde,
Und seufzet leise manches Ach,
Bis ich erlöset werde.
Wenn sie ein blaues Blümchen bricht
Und immer sagt: Vergiss mein nicht!
So fühl’ ich’s in der Ferne.
Ja, in der Ferne fühlt sich die Macht,
Wenn zwei sich redlich lieben,
Drum bin ich in des Kerkers Nacht
Auch noch lebendig geblieben,
Und wenn mir fast das Herze bricht,
So ruf’ ich nur: Vergiss mein nicht!
Da komm’ ich wieder ins Leben.
Schäfers Klagelied
Schäfers Klagelied
Da droben auf jenem Berge,
Da steh’ ich tausendmal,
An meinem Stabe gebogen
Und schaue hinab in das Tal.
Dann folg’ ich der weidenden Herde,
Mein Hündchen bewahret mir sie.
Ich bin herunter gekommen
Und weiß doch selber nicht wie.
Da stehet von schönen Blumen
Die ganze Wiese so voll.
Ich breche sie, ohne zu wissen,
Wem ich sie geben soll.
Und Regen, Sturm und Gewitter
Verpass’ ich unter dem Baum.
Die Türe dort bleibet verschlossen;
Doch alles ist leider ein Traum.
Es stehet ein Regenbogen
Wohl über jenem Haus!
Sie aber ist weggezogen,
Und weit in das Land hinaus.
Hinaus in das Land und weiter,
Vielleicht gar über die See.
Vorüber, ihr Schafe, vorüber!
Dem Schäfer ist gar so weh.
Um Mitternacht
Um Mitternacht
Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,
Klein kleiner Knabe jenen Kirchhof hin
Zu Vaters Haus, des Pfarrers, Stern an Sterne,
Sie leuchteten doch alle gar zu schön,
Um Mitternacht.
Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite
Zur Liebsten musste, musste, weil sie zog,
Gestirn und Nordschein über mir im Streite.
Ich gehend, kommend Seeligkeiten sog,
Um Mitternacht.
Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle
So klar und deutlich mir ins Finstere drang,
Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle
Sich ums Vergangne wie ums Künftige schlang,
Um Mitternacht.
Maigesang
Ludwig van Beethoven
Maigesang
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,
Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!
O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe
Mit warmen Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut
Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!
Beherzigung
Beherzigung
Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
Eines schickt sich nicht für alle;
Sehe jeder, wie er’s treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, dass er nicht falle!
Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“ –
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ –
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.“ –
„Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?“ –
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.“ –
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?“
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.“
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“ –
„Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!“ –
Dem Vater grausets, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh’ und Not:
In seinen Armen das Kind war tot.
Wandrers Nachtlied
Erlkönig
Franz Schubert
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“ –
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ –
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.“ –
„Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?“ –
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.“ –
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?“
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.“
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“ –
„Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!“ –
Dem Vater grausets, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh’ und Not:
In seinen Armen das Kind war tot.
Der Wanderer an den Mond
Franz Schubert
Der Wanderer an den Mond
Ich ernst und trüb, du mild und rein,
Was mag der Unterschied wohl sein?
Ich wandre fremd von Land zu Land,
So heimatlos, so unbekannt;
Bergauf, bergab, Wald ein, Wald aus,
Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.
Du aber wanderst auf und ab
Aus Ostens Wieg’ in Westens Grab,
Wallst Länder ein und Länder aus,
Und bist doch, wo du bist, zu Haus.
Der Himmel, endlos ausgespannt,
Ist dein geliebtes Heimatland:
O glücklich, wer, wohin er geht,
Doch auf der Heimat Boden steht!
Das Zügenglöcklein
Franz Schubert
Kling’ die Nacht durch, klinge,
Süßen Frieden bringe
Dem, für den du tönst!
Kling in weite Ferne,
So du Pilger gerne
Mit der Welt versöhnst.
Aber wer will wandern
Zu den Lieben andern,
Die voraus gewallt?
Zog er gern die Schelle
Bebt er an der Schwelle,
Wann „Herein“ erschallt.
Gilt’s dem bösen Sohne,
Der noch flucht dem Tone,
Weil er heilig ist?
Nein, es klingt so lauter
Wie ein Gottvertrauter
Seine Laufbahn schließt.
Aber ist’s ein Müder,
Den verwaist die Brüder,
Dem ein treues Tier
Einzig ließ den Glauben
An die Welt nicht rauben,
Ruf ihn, Gott, zu Dir!
Ist’s der Frohen einer,
Der die Freuden reiner
Lieb’ und Freundschaft teilt,
Gönn’ ihm noch die Wonnen
Unter dieser Sonnen
Wo er gerne weilt!
Am Fenster
Franz Schubert
Am Fenster
Ihr lieben Mauern, hold und traut,
Die ihr mich kühl umschließt,
Und silberglänzend niederschaut,
Wenn droben Vollmond ist!
Ihr saht mich einst so traurig da,
Mein Haupt auf schlaffer Hand,
Als ich in mir allein mich sah,
Und keiner mich verstand.
Jetzt brach ein ander Licht heran,
Die Trauerzeit ist um,
Und manche zieh’n mit mir die Bahn
Durch’s Lebensheiligtum.
Sie raubt der Zufall ewig nie
Aus meinem treuen Sinn,
In tiefster Seele trag’ ich sie,
Da reicht kein Zufall hin.
Du Mauer wähnst mich trüb wie einst,
Das ist die stille Freud;
Wenn du vom Mondlicht widerscheinst,
Wird mir die Brust so weit.
An jedem Fenster wähn’ ich dann
Ein Freundeshaupt, gesenkt,
Das auch so schaut zum Himmel an,
Das auch so meiner denkt.
Im Freien
Franz Schubert
Im Freien
Draußen in der weiten Nacht
Steh ich wieder nun,
Ihre helle Sternenpracht
Lässt mein Herz nicht ruhn!
Tausend Arme winken mir
Süß begehrend zu,
Tausend Stimmen rufen hier,
„Grüß dich, Trauter, du!“
O ich weiß auch, was mich zieht,
Weiß auch, was mich ruft,
Was wie Freundes Gruß und Lied
Locket durch die Luft.
Siehst du dort das Hüttchen stehn,
Drauf der Mondschein ruht.
Durch die blanken Scheiben sehn
Augen, die mir gut!
Siehst du dort das Haus am Bach,
Das der Mond bescheint?
Unter seinem trauten Dach
Schläft mein liebster Freund.
Siehst du jenen Baum, der voll
Silberflocken flimmt?
O wie oft mein Busen schwoll,
Froher dort gestimmt!
Jedes Plätzchen, das mir winkt,
Ist ein teurer Platz,
Und wohin ein Strahl nur sinkt,
Lockt ein teurer Schatz.
Drum auch winkt mir’s überall
So begehrend hier,
Drum auch ruft es, wie der Schall
Trauter Liebe mir.
Das Fischermädchen
Franz Schubert
Du schönes Fischermädchen,
Treibe den Kahn ans Land;
Komm zu mir und setze dich nieder,
Wir kosen Hand in Hand.
Leg an mein Herz dein Köpfchen,
Und fürchte dich nicht zu sehr,
Vertraust du dich doch sorglos
Täglich dem wilden Meer.
Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
Hat Sturm und Ebb’ und Flut,
Und manche schöne Perle
In seiner Tiefe ruht.
Die Stadt
Franz Schubert
Die Stadt
Am fernen Horizonte
Die Stadt mit ihren Türmen
In Abenddämmrung gehüllt.
Ein feuchter Windzug kräuselt
Die graue Wasserbahn;
Mit traurigem Takte rudert
Der Schiffer in meinem Kahn.
Die Sonne hebt sich noch einmal
Leuchtend vom Boden empor,
Und zeigt mir jene Stelle,
Wo ich das Liebste verlor.
Am Meer
Franz Schubert
Am Meer
Das Meer erglänzte weit hinaus
Im letzten Abendscheine;
Wir saßen am einsamen Fischerhaus,
Wir saßen stumm und alleine.
Der Nebel stieg, das Wasser schwoll,
Die Möwe flog hin und wieder;
Aus deinen Augen liebevoll
Fielen die Tränen nieder.
Ich sah sie fallen auf deine Hand,
Und bin aufs Knie gesunken;
Ich hab’ von deiner weißen Hand
Die Tränen fortgetrunken.
Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib,
Die Seele stirbt vor Sehnen –
Mich hat das unglücksel’ge Weib
Vergiftet mit ihren Tränen.
Der Doppelgänger
Franz Schubert
Der Doppelgänger
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände, vor Schmerzens Gewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger! du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht, in alter Zeit?
Ihr Bild
Franz Schubert
Ihr Bild
Ich stand in dunkeln Träumen,
Und starrt’ ihr Bildnis an,
Und das geliebte Antlitz
Heimlich zu leben begann.
Um ihre Lippen zog sich
Ein Lächeln wunderbar,
Und wie von Wehmutstränen
Erglänzte ihr Augenpaar.
Auch meine Tränen flossen
Mir von den Wangen herab –
Und ach, ich kann es nicht glauben,
Dass ich dich verloren hab’!
Der Atlas
Franz Schubert
Der Atlas
Ich unglücksel’ger Atlas! eine Welt,
Ich trage Unerträgliches, und brechen
Will mir das Herz im Leibe.
Du stolzes Herz, du hast es ja gewollt!
Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich,
Oder unendlich elend, stolzes Herz,
Und jetzo bist du elend.
Die Podcasts
Susan Youens and Thomas Hampson discuss "Im Freien" D 880
The Schubert Universe
Künstler
Thomas Hampson
Bariton
Wolfram Rieger
Klavier
Programm
Franz Schubert
Der Sänger D 149
Anna Amalia von Sachsen-Weimar
Auf dem Land und in der Stadt
Johann Rudolph Zumsteeg
Das Blümlein Wunderschön
Václav Jan Tomásek
Schäfers Klagelied
Carl Friedrich Zelter
Um Mitternacht
Ludwig van Beethoven
Maigesang op. 52/4
Johann Friedrich Reichardt
Beherzigung
Carl Loewe
Erlkönig op. 1/3
Carl Loewe
Über allen Gipfeln ist Ruh' op. 9/3a (Wandrers Nachtlied)
Franz Schubert
Erlkönig D 328
Franz Schubert
Der Wanderer an den Mond D 870
Franz Schubert
Das Zügenglöcklein D 871
Franz Schubert
Am Fenster D 878
Franz Schubert
Im Freien D 880
Franz Schubert
Das Fischermädchen D 957/10
Franz Schubert
Die Stadt D 957/11
Franz Schubert
Am Meer D 957/12
Franz Schubert
Der Doppelgänger D 957/13
Franz Schubert
Ihr Bild D 957/9
Franz Schubert
Der Atlas D 957/8
Zum dritten Mal widmeten sich auf Einladung von Thomas Hampson namhafte Liedsängerinnen und -sänger und die vielversprechendsten Talente der kommenden Generation gemeinsam mit ihren Klavierpartnern eine ganze Woche lang dem Schubert-Lied – auch unter Pandemiebedingungen.
Gemeinsam mit seinem langjährigen künstlerischen Partner Wolfram Rieger gestaltete Hampson in diesem Jahr ein Programm, das Schuberts Lieder (darunter Vertonungen von Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gabriel Seidl und Heinrich Heine) mit weniger bekannten Werken von Komponistinnen und Komponisten kontrastiert, die ihn inspirierten – oder von ihm inspiriert wurden.
Das Konzert mit anschließender interaktiver Gesprächsrunde wurde am Mittwoch, den 20. Januar um 20 Uhr per Livestream übertragen und bleibt für 30 Tage auf unserer Website kostenlos abrufbar.